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hervorgegangen sind die am Hauptstamme über dem Querbalken aufgenagelten, vortrefflich modellirten Reliefdarstellungen der Mutter Gottes mit den zwölf Aposteln und des gegen Himmel fahrenden Heilandes. Bemerkenswerth ist hier der zu Häupten der Mutter Gottes eingefügte grosse eiförmige Bergkrystall.

Auch die auf der linken Seite des Querbalkens befindliche Evangelistenfigur ist unzweifelhaft ursprünglich, während die gegenüberstehende dem 14. Jahrhundert angehört, und eine andere (Johannes) sogar eine sehr unvollkommene Arbeit neuerer Zeit ist. Der ganze Stamm unterhalb der Füsse mit der epheuumkränzten Scheibe, welche das Lamm Gottes trägt und mit dem wohl als Evangelisten-Symbol aufzufassenden Löwen dürfte dem 14. Jahrhundert zuzuweisen sein. Die Einfassungen der Platten an den Enden der Kreuzbalken zeigen sehr hübsche romanische Ornamente, die Kantenlinien sind nach Art von Flechtwerk behandelt.

Zu den werthvolleren Stücken zählt sodann ein Scheibenkreuz, welches in seinem ganzen Gefüge romanische Formen zeigt, jedoch Bestandtheile sowohl aus dieser Kunstepoche, wie aus den Zeiten der Gothik und der Renaissance enthält. Es ist silbervergoldet und hat eine Höhe von 0,55 m und eine Breite von 0,47 m; die Scheibe besitzt einen äusseren Durchmesser von 0,37 m. Die Kreuzbalken endigen in Vierpässe, welche mit Edelsteinen besetzt sind und die sitzenden Figuren der Evangelisten umschliessen. Auf dem Kreuze, in der kreisrunden Einfassung und insbesondere in der Vierung sind romanische Figurenornamente von zierlicher Ausführung aufgelegt. Das innere Kreuz, dessen Enden in edelsteinbesetzte Lilien auslaufen, mit dem 0,15 m grossen Christuskörper sowie die seitlichen Figuren, Johannes und Maria, entstammen jedenfalls dem 14. Jahrhundert. Ueber dem Querbalken sieht man Sonne und Mond mit menschlichen Angesichtern als Sinnbilder der um den Tod des Herrn trauernden Natur. Die Rückseite zeigt auf der flachen Platte reich ciselirte Renaissanceornamente mit den Evangelisten-Symbolen an den Kreuzenden und einem Agnus dei in der Mitte. Die vertieften Felder in den Zwickeln sind mit Evangelisten-Symbolen spätgothischer Zeit in erhabener Arbeit ausgefüllt.

Das Kapitelskreuz bietet ein interessantes Beispiel dafür, wie die Formen früherer Zeit, besonders in der Metalltechnik, sich zum

Empfohlene Zitierweise:
: Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten. H. M. Poppen & Sohn, Freiburg im Breisgau 1898, Seite 333. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Freiburg_Bauten_333.jpg&oldid=- (Version vom 16.1.2023)