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Bedauern erkennen, einen wie grossen Schatz an kostbaren Kirchengeräthen das Münster ehemals besessen hat und wie Vieles davon im Laufe der Zeit verloren gegangen ist. Ueber den Verbleib der Gegenstände wissen wir nur wenig, so z. B., dass Kaiser Joseph II. zahlreiche Paramente und Geräthe theils verkaufen, theils zur Ausstattung neu errichteter Pfarreien verwenden liess. Trotz aller Verluste bewahrt aber die über der Sakristei gelegene, von der südlichen Querhausempore zugängliche Schatzkammer noch immer eine ansehnliche Menge werthvoller und zum Theil ganz ausgezeichneter Kunstgegenstände. Die zum täglichen Gebrauche bei den gottesdienstlichen Handlungen bestimmten Stücke werden in der Sakristei aufbewahrt, während das älteste Werk, ein grosses romanisches Crucifix, wie bereits erwähnt wurde, in der Boecklin-Kapelle des Chores seinen Platz hat.

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Romanisches Kreuz in der Böcklins-Kapelle.

Von diesem hervorragenden Erzeugnisse mittelalterlicher Goldschmiedekunst soll hier zunächst die Rede sein. Das Kreuz ist nicht in seiner ursprünglichen Gestalt auf uns gekommen, hat vielmehr zu verschiedenen Zeiten Abänderungen erfahren. In der jetzigen Zusammensetzung beträgt die Länge des senkrechten Balkens 2,50 m, die des Querbalkens 1,44 m. Der Christuskörper hat eine Armspannung von 1,10 und misst von dem Scheitel bis zu den Füssen ebensoviel. Die Figur des Gekreuzigten ist in Silber getrieben und vergoldet. Das Kreuz selber besteht aus Tannenholz, das mit Platten von Silberblech überzogen ist. Die gerade ruhige Haltung der Gestalt, welche das Haupt mit den geöffneten Augen nicht herabneigt, die wagrechte Lage der Arme, das lange, bis über die Knie herabgleitende Lendentuch und dessen Knotung, sowie die auf einem Untersatze nebeneinander ruhenden Füsse sind charakteristische Merkmale der frühromanischen Kunstübung. Die Füsse sind mit vierkantigen Nägeln angeheftet, während die Wunden der Hände durch Edelsteine gekennzeichnet sind. An Stelle der Seitenwunde ist ein grosser herzförmiger Halbedelstein in à jour-Fassung angebracht und es ist nicht unmöglich, dass hier früher eine Reliquie eingelassen war. Die Enden des Lendentuches sind mit neunzehn Edelsteinen und Halbedelsteinen geziert. Die Dornenkrone ist eine spätere Zuthat. Aus der Hand desselben Meisters

Empfohlene Zitierweise:
: Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten. H. M. Poppen & Sohn, Freiburg im Breisgau 1898, Seite 332. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Freiburg_Bauten_332.jpg&oldid=- (Version vom 16.1.2023)