Seite:Freiburg Bauten 324.jpg

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen. Allgemeine Hinweise dazu findest du auf dieser Seite.

hl. Martinus mit der Stadt Amiens im Hintergrunde darstellte. Im äusseren Bogenfelde des nördlichen romanischen Portals erblickt man ein von Maler Luz im Jahre 1868 ziemlich stark erneuertes Gemälde: zwischen Johannes und einem Bischof thront Maria mit dem Kinde, unten knieen Stifter und Stifterin mit ihren Wappen. Auch am Südportal des Querhauses treten Reste von Bemalung zu Tage.

Das grosse Freskobild an der Stirnwand der Vierung wurde im Jahre 1877 von Ludwig Seitz ausgeführt. Es stellt die Krönung Mariä dar und als Zeugen der Handlung einerseits den Bischof Konrad und Markgraf Bernhard von Baden, andererseits die Stadtpatrone Lambertus und Alexander. An der gleichen Stelle befand sich früher eine ähnliche Darstellung, von der noch Spuren aufgedeckt worden sind. Das Seitz'sche Gemälde ist an und für sich eine hohe künstlerische Leistung, passt aber nach Stil und Colorit nicht in seine architectonische Umgebung.

Ein Staffeleibild von grösstem Kunstwerthe wird in der Sakristei aufbewahrt. Es stellt Christus als Schmerzensmann dar, wie er, auf dem Rande des Grabes sitzend zwischen Maria und Johannes blutüberströmt seine Wunden zeigt. Die Gestalt und das Antlitz des Heilandes sind tief ergreifend. Erschütternd wirkt auch der Ausdruck mitfühlenden Schmerzes in den Gesichtern der Mutter und des Lieblingsjüngers. Die landschaftliche Staffage ist von grossem Reize, eine ächt deutsche Wald- und Gebirgsgegend. Der Schöpfer dieses hervorragenden Kunstwerkes, das die liebevollste Sorgfalt in der Ausführung zeigt, ist unbekannt, doch sprechen gewichtige Gründe dafür, dass der ältere Lukas Cranach (1472-1553) der Urheber sei. Leider gestattet der Raum hier keine eingehendere Würdigung; es sei darum nur hervorgehoben, dass die Landschaft geradezu täuschend an diejenige in der Münchener Flucht nach Aegypten[1] erinnert. Das Ecce homo-Bild selbst zeigt ebenfalls die grösste Aehnlichkeit mit verwandten Darstellungen bei Cranach, so mit dem Christus der Sterbescene im Museum zu Leipzig. Dasselbe gilt von den kleinen Engelsköpfchen, die aus den Wolken hervorschauen. Das werthvolle Bild ist, wie eine Inschrift auf dem Sockel des Grabes angibt, im Jahre 1724 restaurirt worden, doch hat unter der ungeschickten Uebermalung nur das blaue Gewand der Mutter Gottes stärker gelitten. Zuletzt gehörte es dem Professor Hirscher.

Nächst Strassburg besitzt Freiburg in seinen Fenstern eine der umfangreichsten Sammlungen von verhältnissmässig gut erhaltenen alten Glasmalereien, welche über die Pflege dieses Kunstzweiges im

  1. Vgl. Janitschek, Geschichte der deutschen Malerei, S. 490.
Empfohlene Zitierweise:
: Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten. H. M. Poppen & Sohn, Freiburg im Breisgau 1898, Seite 324. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Freiburg_Bauten_324.jpg&oldid=- (Version vom 15.1.2023)