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durch den Gedankenreichthum der Composition, fesselt er durch die wahrhaft künstlerische Ausführung im Einzelnen und mit Recht hat Schnaase gesagt, dass die Freiburger Statuen »an Schönheitsgefühl, Schwung und zarter Grazie alle anderen Bildwerke der deutschen Gothik übertreffen«. Wunderbar ist vor Allem die Fähigkeit des Meisters,

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Apostelfigur im Langschiff.

Seelenstimmungen in den verschiedensten Abstufungen wiederzugeben. Man sehe nur, mit welcher feinen Charakteristik bei den thörichten Jungfrauen gewissermassen die Grade der Schlaftrunkenheit gekennzeichnet sind, wie insbesondere die letzte Gestalt dieser Gruppe, plötzlich erwachend, den Ausdruck schmerzlicher Enttäuschung zeigt. Von vollendeter und tiefdurchdachter Technik legt der zarte Fluss der Gewandung glänzendes Zeugniss ab. Ausgezeichnet sind nach dieser Richtung hin namentlich die Figuren der klugen Jungfrauen mit ihrer zugleich vornehmen und anmuthigen Haltung. Von den übrigen Bildwerken möge hier nur noch die Darstellung der Ecclesia kurze Würdigung finden. Sie ist, wie üblich, als eine gekrönte Frauengestalt aufgefasst; in der Rechten hält sie das Stabkreuz, in der Linken den Kelch als Zeichen priesterlicher Würde. Von der ähnlichen Darstellung am Münster zu Strassburg unterscheidet sie sich weniger durch Hoheit als durch Grazie der Bewegung. Die ganze Behandlung vermag fast an antike Schönheit zu erinnern, insbesondere auch durch den Faltenwurf des von einem Gürtel gehaltenen Gewandes in seiner einfachen und. fliessenden Linienführung.

An der Innenseite des Portals stehen auf schlanken Säulchen in der Mitte die Jungfrau mit dem Kinde, rechts und links zwei Leuchter tragende Engel. Diese Figuren gehören zu dem Besten, was das Münster an plastischem Schmucke besitzt und ohne Zweifel sind sie das Werk eines Meisters, der dem Schöpfer des Bildercyclus in der Vorhalle nicht nachstand.

Von minder hoher künstlerischer Auffassung, jedoch immerhin sehr bemerkenswerth, sind die aus jüngerer Zeit stammenden Apostelfiguren, dreizehn an der Zahl, nebst der Christusstatue, welche an den Pfeilern des Mittelschiffes und der Vierung angebracht sind. Sie werden getragen von hübschen Konsolen, die theilweise mit Wappen- schildern, unter anderm jener der Familien Geben, Baner (Slezzstadt)

Empfohlene Zitierweise:
: Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten. H. M. Poppen & Sohn, Freiburg im Breisgau 1898, Seite 308. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Freiburg_Bauten_308.jpg&oldid=- (Version vom 13.6.2022)