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besprochen worden; eingehendere Beschreibung verdient jedoch noch die plastische Ausstattung der Portale.

Am Nordportale stellt im Bogenfelde und in dessen Umrahmung ein zusammenhängender, jedoch nicht streng nach der Zeitfolge der Vorgänge angeordneter Bilderkreis die Geschichte der Schöpfung und des Sündenfalles dar. Das quergetheilte Tympanon zeigt in seiner oberen Hälfte den Sturz Lucifers in dem Augenblicke, da er seinen Thron über den des Allerhöchsten erheben will; mit leichter, fast majestätischer Handbewegung stösst der Herr den Bösen von sich, indessen auf der anderen Seite ein Engel anbetend kniet. Die übrigen Bilder des Cyclus sind in die Kehlen der Umrahmung dergestalt eingefügt, dass die abgeflachten Baldachine über den unteren jedesmal die Träger der oberen Darstellungen sind. Es liegt in den bildhauerisch schlicht behandelten Scenen der göttlichen Schöpfungsacte ein grossartiger Zug, den vollkommen auszubilden freilich erst einer weit späteren Kunstepoche vorbehalten war. Man sehe nur, wie hier die Schaffung des Himmelsgewölbes, der sieben Himmelskreise, des grossen und kleinen Lichtes (Sonne und Mond) typisch und doch lebendig geschildert ist! Menschlich ergreifend geradezu ist die Gruppe im unteren Felde des Tympanon, die den sorgenvollen und gealterten Adam bei der Bebauung des Ackers zeigt, indessen Eva am Spinnrocken sitzt und der kleine Abel Wasser schöpft. (Vgl. die Abbildung Seite 273.)

Auch die Innenseite des Portals ist mit einem Bilderkreise geziert, der jedoch in der Auffassung, wie in der künstlerischen Durchführung hinter dem äusseren erheblich zurücksteht. Man erblickt hier in der unteren Hälfte des gleichfalls quer getheilten Bogenfeldes als Mittelgruppe Christus vor Pilatus, seitlich Christus am Oelberg, die Gefangennahme, Geisselung und Dornenkrönung. Die obere Hälfte zeigt die Kreuzigung, die beklagenden Frauen und die um das Gewand des Herrn würfelnden Soldaten.

Am südlichen Choreingange ist in dem wiederum zweigetheilten Bogenfelde unten der Tod Mariä dargestellt. Das Sterbelager der Jungfrau umgeben die zwölf Apostel, unter ihnen einer mit dem Weihwasserkessel, genau wie die Tafelbilder jener Zeit es schildern. In den Wolken sieht man Gott den Vater, die Seele Mariä tragend, welcher in herkömmlicher Weise die Gestalt eines Kindes gegeben ist; zu beiden Seiten schweben musicirende Engel. Die obere Hälfte enthält die Krönung Mariä, und neben dieser Gruppe Engelsgestalten mit Orgel und Harfe. Rechts und links vom Portale stehen auf Konsolen unter

Empfohlene Zitierweise:
: Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten. H. M. Poppen & Sohn, Freiburg im Breisgau 1898, Seite 300. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Freiburg_Bauten_300.jpg&oldid=- (Version vom 13.6.2022)