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ganzen Bau von Xaver Hauser zu Anfang unseres Jahrhunderts in Stein ausgeführte Darstellung des hl. Abendmahls. Dabei hat nach einer volksthümlichen Ueberlieferung der Künstler dem Judas die Züge eines ihm übelgesinnten Beamten zu leihen gesucht. Nebenher sei noch erwähnt, dass an der Aussenseite der Kapelle einige alte Maasswerkplatten Verwendung gefunden haben.

Wir nannten oben Hans Böringer als den Schöpfer der Aussenarchitectur an der hl. Grabkapelle. Während nun der Meister dort noch mit vollem, sicherem Verständniss sich in den Formen der Gothik bewegt und gewissermassen nur leise andeutet, dass ihm auch die neue Kunstsprache nicht fremd geblieben ist, erbringt er in einem anderen Werke von ungleich grösserer Ausdehnung den Beweis, wie innig er sich bereits mit dem Geiste der Renaissance vertraut gemacht hat.

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Bildniss Hans Böhringer's vom ehemaligen Lettner.

Der Lettner, den Böringer im Jahre 1580 vollendete, dient zwar seit 1790 nicht mehr seiner anfänglichen Bestimmung, allein auch nachdem man ihn auseinander genommen und zu beiden Seiten des Querschiffes aufgestellt hat, ist sein hoher künstlerischer Werth noch Bildniss Hans Böringer's leicht zu erkennen.

Auf dem verkröpften mit Kartuschenrahmen gezierten Sockel erheben sich Arkadenpfeiler von rechteckigem Grundrisse. Ihnen sind kanilirte korinthische Säulen vorgestellt, welche das streng gegliederte Gebälk tragen. Das untere Drittel des Schaftes zeigt reiche Verzierungen: seitlich Vögel und Vasen mit Blumengewinden und vorne in Kartuschen die Reliefbilder der Evangelisten und der Kirchenlehrer in ganzer Figur. Die Rundbögen, die übrigens ein wenig gedrückt erscheinen, haben in den Leibungen geflügelte Engelsköpfchen. Die Zwickel sind abwechselnd ausgefüllt durch Prophetengestalten und durch Engel, welche die Leidenswerkzeuge tragen. Die gothischen Erinnerungen des Meisters kamen auch bei diesem Bau zum Ausdrucke in der Ballustrade, in der noch zu erwähnenden Wendeltreppe und in den Sterngewölben, deren Rippenanfänger, von den genannten Engelsköpfchen konsolenartig getragen, aus der Rückwand der Pfeiler hervorgehen. Als Material ist der gelbliche, sehr feinkörnige Kalkstein von Pfaffenweiler verwendet; nur die Maasswerkgallerie ist auffallender Weise in rothem Sandstein ausgeführt.

An einer Ecke der Brüstung hatte der Künstler sein eigenes Bild in halber Figur angebracht, das ihn in der Tracht seiner Zeit und mit

Empfohlene Zitierweise:
: Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten. H. M. Poppen & Sohn, Freiburg im Breisgau 1898, Seite 294. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Freiburg_Bauten_294.jpg&oldid=- (Version vom 6.1.2023)