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Die von Engelsköpfen getragenen Fialen, deren soeben gedacht wurde, schliessen die beiden niedrig gehaltenen, von geschweiften Wimpergen überragten zweitheiligen Fenster ein; zwischen die Riesen der Fialen und die Stämme der Kreuzblumen aber ist eine. Maasswerkbrüstung eingespannt.

Der auf der Nordseite zwischen zwei Strebepfeiler eingebaute ehemalige Oelberg ist in seiner ursprünglichen Anlage ein Werk des Jörg Kempf, desselben Meisters, dem man die Kanzel des Münsters verdankt. Die Ausführung erfolgte nach der jetzt kaum mehr lesbaren Inschrift auf einem Spruchbande des grotesken Wasserspeiers im Jahre 1558, also drei Jahre früher, als die Kanzel errichtet wurde. Beachtenswerth ist die Abdeckung, ein Plattengewölbe mit freischwebenden, maasswerkartig gebogenen Rippen.

Gleich den meisten anderen Oelbergen war auch dieser ehedem auf der Innenseite abgeschlossen und öffnete sich nur nach dem Münsterplatze hin mit einer verhältnissmässig einfachen zweitheiligen Spitzbogenarchitectur, über der sich eine Maasswerkbrüstung erhebt. Im Jahre 1806 sollen die Figuren vollständig zertrümmert gewesen sein und die Nische stand lange Zeit leer. Als dann 1829 nach dem Abbruche der Abteikirche zu Tennenbach die Ueberreste des Grafen Egon I. von Freiburg sowie des Markgrafen Otto und der Markgräfin Agnes von Hachberg in das Münster übertragen wurden, wies man ihnen in der Oelbergkapelle ihre letzte Ruhestätte an, und verbrachte hierhin zugleich die zwei mächtigen Grabplatten, welche jetzt an den Seitenwänden aufgestellt sind. Die Nische wurde damals gegen das Innere geöffnet, nach aussen aber bis zur Kämpferhöhe abgeschlossen. Seitdem führt sie den Namen Grafen-Kapelle. Es unterliegt keinem Zweifel, dass durch diese Abänderung die Aussenseite des Münsters von ihrer malerischen Wirkung eingebüsst hat und es wäre sicher mit Freuden zu begrüssen, wenn man sich dazu entschlösse, dem Oelberg seine alte Gestalt wieder zu geben; die Grabdenkmäler brauchten desshalb keineswegs verlegt zu werden.

Der neueren Zeit angehörig ist die gleichfalls auf der Nordseite gelegene Abendmahls-Kapelle. Sie stellt sich dar als eine von redlichem Streben zeugende, wenn auch keineswegs glückliche Nachbildung der Heiliggrab-kapelle. Der grosse Abstand zwischen ihr und dem alten Werke tritt am meisten hervor in der missverstandenen Gothik der Archictectur und in dem empfindsamen Ausdrucke der zwischen den Wimpergen stehenden Engelsfiguren mit den Leidenswerkzeugen des Heilandes. Im Innern der Kapelle befindet sich eine gleich dem

Empfohlene Zitierweise:
: Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten. H. M. Poppen & Sohn, Freiburg im Breisgau 1898, Seite 293. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Freiburg_Bauten_293.jpg&oldid=- (Version vom 12.6.2022)