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nung Locherer-Kapelle. In ihr stiftete nämlich im Jahre 1506 der damalige Dekan des Landkapitels Freiburg, Nicolaus Locherer (gest. 1513), Sohn eines vornehmen, heute noch bestehenden Bürgergeschlechtes, eine reich begabte Pfründe. Als Mitstifter nennt eine Inschrift unter dem Glasgemälde des Fensters einen gleichfalls dem geistlichen Stande angehörigen Johannes Locherer mit Beifügung der Jahreszahl 1520. Der köstlichste Schatz der Kapelle jedoch, der prächtig in Holz geschnitzte Altar, ist sehr wahrscheinlich ein Geschenk des ersten eigentlichen Pfründeninhabers, des Magisters Bernhard Locherer[1].

Die Franz von Sales oder Sother-Kapelle ist bemerkenswerth durch ein reich gestaltetes Epitaphium, welches dem Andenken des Basler Domdekans Doctor Apollinaris Kirser (gest. 1579) gewidmet ist. Die Wappenschilder und Figuren dieses Kunstwerkes sind anscheinend in Stuckmanier aus Alabastergips hergestellt.

Die Boecklin-Kapelle ist im Jahre 1524 durch den kaiserlichen Schatzmeister Jakob Villinger von Schonenberg und seine Ehefrau mit gemalten Glasfenstern beschenkt worden. Ihre Benennung führt sie jedoch von dem Magdeburger Domprobst Wilhelm Boecklin von Boecklinsau, der im Jahre 1585 hier seine Grabstätte fand. Sein Epitaphium zeigt ihn angethan mit ritterlichem Harnisch und kirchlichen Gewändern zugleich. An der Rückwand der Kapelle ist eine Gedächtnisstafel für den Reichsgrafen Ferdinand Amadeus von Harsch angebracht, der nach einem thatenreichen Leben im Jahre 1722 hier seine letzte Ruhestätte fand. Ueber dem Altare hängt ein bisher noch viel zu wenig beachtetes Meisterwerk deutscher Goldschmiedekunst von ehrwürdigem Alter, das romanische, in Silber getriebene Crucifix, das weiter unten näher beschrieben werden soll.

Während bei anderen Choranlagen häufig die in der Achse des Baues gelegene Kapelle architectonisch bevorzugt erscheint, ergab sich hier aus der Eigenthümlichkeit des oben besprochenen Grundrisses die Gelegenheit, die zwei Kapellen zu beiden Seiten der Mittelachse, welche nach ihren Stiftern gewöhnlich als Kaiserkapellen bezeichnet werden, gleichmässig reicher auszustatten. In's Auge fällt besonders, dass die Gewölbe zum Theil freischwebende Rippen zeigen, die maaswerkartig zwischen die anderen eingespannt sind. Die ausnahmsweise fast in ihrer ganzen Ausdehnung gemalten Fenster zeigen in der ersten Kapelle die Bildnisse Kaiser Maximilians und Philipps II. von Spanien, in der zweiten diejenigen Karls V. und seines Bruders Ferdinand. In beiden befinden sich Grab-

  1. Vgl. A. Poinsignon, »Schauinsland<, Jahrl. 15, 3. 17 ff.
Empfohlene Zitierweise:
: Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten. H. M. Poppen & Sohn, Freiburg im Breisgau 1898, Seite 284. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Freiburg_Bauten_284.jpg&oldid=- (Version vom 12.6.2022)