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auch nur von einer einzigen angeben könnte, wo sie sich früher befunden hat. Sie kennzeichnen sich sämmtlich als treffliche Arbeiten des 14. Jahrhunderts, von schöner Gewandung und anmuthvoller Haltung. Drei grössere Standbilder, die hoch oben in den Fialenaufsätzen stehen, zeigen in deutlichen Spuren, dass sie ehemals in Farben gefasst waren.

Erwähnung verdienen schliesslich noch die Porträtbüsten einiger Werkmeister und ihrer weiblichen Angehörigen, die bei der Ballustrade der Plattform als Konsolenträger für die Fialenansätze verwendet sind. Bei der Betrachtung des äusseren Chores springt Jedem sofort in's Auge, dass die Nordseite gegenüber der Südseite äusserst dürftig ausgestattet ist und noch weit weniger Schmuck aufweist, als es aus dem wiederholt erwähnten Gebrauche allein sich erklären lässt. Während z. B. die Stirnseiten der südlichen Strebepfeiler Figurennischen besitzen und selbst die Pfeilerflächen durch Maasswerkfüllungen belebt sind, ist auf der Nordseite alles kahl und schlicht bis zur Nüchternheit. Wir irren wohl nicht, wenn wir diese ganz auffallende Vernachlässigung einem allmählich eingetretenen Mangel an Baukapital und der andauernden Ungunst der politischen Verhältnisse zuschreiben.

Das Innere des Chores macht, wie sich schon aus dem oben skizzirten Grundrisse des Johannes von Gmünd ergibt, den Eindruck einer luftigen, weiträumigen Anlage, deren bedeutende Gesammtwirkung auch durch die eingezogenen Wände nicht wesentlich beeinträchtigt wird. Von der früheren Abschlussbrüstung des Hochchores, welche im Anfang unseres Jahrhunderts den genannten nüchternen Wänden hat weichen müssen, ist in der ersten Travee, allerdings hinter Schränken verborgen, noch ein Feld erhalten, dessen Maasswerk einen Schluss auf die ehemalige Schönheit dieser Architecturtheile gestattet. Auch das Intercolumnium hinter dem Hochaltar ist nicht zugebaut, jedoch entstammt die dort befindliche Gallerie mit ihrem naturalistischen Astwerk erheblich späterer Zeit.

Die Pfeiler sind abgeschrägt und besetzt mit starken Rundstäben, welche durch Kehlen von einander getrennt werden. Dem rautenförmigen Netzgewölbe des Hochchores sind drei Schlussringe eingefügt, deren Abdeckungen in erhabener Arbeit die Jungfrau mit dem Kinde in halber Figur, sodann einen Engel mit dem Schilde der Stadt und endlich das österreichische Wappen zeigen.

Die Nordseite ist auch im Innern einfacher durchgebildet als die Südseite. Ihre Fenster haben nur abgeschrägte Leibungen, während auf der Südseite und an den drei Seiten des Chorschlusses die

Empfohlene Zitierweise:
: Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten. H. M. Poppen & Sohn, Freiburg im Breisgau 1898, Seite 281. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Freiburg_Bauten_281.jpg&oldid=- (Version vom 12.6.2022)