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Von den Pfeileraufsätzen ist weitaus am bemerkenswerthesten der zweite auf der Südseite. Er zeigt auf den steilen, geschweiften Sockelschrägen der Breitseiten freistehende dünne Säulchen mit schön gegliederten Füssen; aus ihnen entwickeln sich die acht profilirten Konsolen. Uebereck gestellte Sporen mit Fialen und Dreiviertelstäben endigen in geschweifte, krabbenbesetzte Wimperge, welche auch hier wieder zu Baldachinen durcheinander geschlungen sind. Das Ganze stellt sich als eine anscheinend regellose, raffinirte Steinmetzarbeit dar, bei welcher das Material (Pfaffenweiler Sandstein) mit staunenswerther Leichtigkeit bewältigt ist. Entstanden ist dieses so zu sagen phantastische Gebilde, wie die auf einem freistehenden Säulchen der Ostseite befindliche Marke angibt, im Jahre 1563.

Die drei nach oben abschliessenden Fialen sind erst in unserem Jahrhundert nach einem Entwurfe von Franz Sales Glaenz hinzugefügt worden.

Der im Jahre 1757 entstandene erste Aufsatz der Südseite zeigt unter einem von Säulen getragenen Baldachin das Reiterstandbild des heiligen Georg, des ältesten Stadtpatrones. Gegenüber auf der Nordseite erweckt ein sonst aller künstlerischen Bedeutung entbehrender Aufsatz aus dem Jahre 1813 dadurch ein hohes Interesse, dass ihm, freilich ganz planlos, spätgothische Werkstücke eingefügt sind, Theile jenes ehemals auf dem Münsterplatze befindlichen Bildstockes, in welchem die Bäckerzunft ein ewiges Licht zum Andenken an erschlagene Bürger unterhielt.

Andere Aufsätze sind in den Jahren 1844, 1847, 1851, 1853 und 1855 unter den Baumeistern Ferdinand Riescher und Hieronymus Hügle ausgeführt worden. Alle diese Arbeiten, so ungeschickt und zum Theil stilwidrig sie uns heute erscheinen mögen, müssen gerechter Weise vom Standpunkte einer Zeit aus gewürdigt werden, welche insbesondere für die ornamentalen Einzelheiten der Gothik, trotz nächstliegender Vorbilder, noch kein Verständniss gewonnen hatte. Härter zu beurtheilen sind die zu Ende des vorigen und zu Anfang dieses Jahrhunderts den ausspringenden Kapellenecken aufgesetzten Fialen, denn sie sind sogar im Aufbau formlos und verfehlt. Als die beste unter den modernen Zuthaten erscheint der im Jahre 1889 errichtete Aufsatz mit dem Standbilde des heiligen Ludwig von Frankreich, eine Stiftung des früheren Münstercustos Ludwig Wanner. Die in den oben beschriebenen Nischen und Pfeileraufsätzen angebrachten älteren Figuren sind grösstentheils erst nachträglich an ihre jetzigen Standorte verbracht worden, ohne dass man jedoch

Empfohlene Zitierweise:
: Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten. H. M. Poppen & Sohn, Freiburg im Breisgau 1898, Seite 280. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Freiburg_Bauten_280.jpg&oldid=- (Version vom 6.1.2023)