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Schlussblume leider fehlen und dessen Giebelfeld mit plastischem Schmucke geziert ist, durchschneidet die mittleren Gurtgesimse. Darüber baut sich das schlanke Achtecksgeschoss mit seinen 30 m hohen scheinbar völlig durchbrochenen Fenstern und die bekrönende zierliche Pyramide auf. In diesen aufstrebenden Parthien gelangt fast ausschliesslich die Vertikale zur Geltung.

Mit ausserordentlichem Geschick und bewundernswerther Berechnung der perspectivischen Wirkung und einer feinen, von jedem Standpunkte aus befriedigenden Silhouette, ist der Uebergang aus dem Viereck des Unterbaues in das Achteck des oberen Theiles durchgeführt.

Als geradezu genial darf die Fortsetzung des Unterbaues in jene vier, aus dem gleichseitigen Dreieck heraus entwickelten Schein- verstrebungen an den Diagonalseiten des Achteckes bezeichnet werden. In höchst wirkungsvoller Weise vermitteln sie den Uebergang und finden in feinen, anmuthig gegliederten, mit Statuen geschmückten Fialenaufsätzen, deren Krönung Engelfiguren bilden, ihre formvollendete Auflösung. Nicht minder geschickt und von trefflicher Wirkung sind die zarten, über Eck gestellten, sporenartigen Pfeiler des Achteckes, die nach oben in Fialen enden. Durch diese Anordnung ist ein enger Anschluss der Dreiecksverstrebungen und damit ein vorzüglich wirkender Umriss gesichert. Grossartigen Eindruck machen sodann die mächtigen Fensterbildungen, welche scheinbar von den abschliessenden, zwischen die Eckpfeiler der Thurmseiten eingefügten Wimpergen herabreichen bis zu der Achtecksgallerie. Zwischen den Wimpergen und den die Ecken krönenden Fialen ist eine durchbrochene Gallerie angebracht, wie sie in dieser Form bei späteren Thurmbauten häufig den Abschluss des achteckigen Theiles bildet. Alle diese Motive sind mit ausserordentlichem Geschicke und feinem künstlerischem Sinne verwerthet. Besondere Erwähnung verdient das auf der nordöstlichen Seite befindliche durchbrochene Treppenthürmchen, welches bis zur obersten Gallerie emporführt und das ebenfalls als das erste dieser Art in Deutschland hier auftritt. Es zeichnet sich durch äusserst geringe Maasse und kühne Construction aus. Fünf seiner Seiten sind bei einem Durchmesser im Lichten von 1,50 m entlang dem Achtecks- geschosse völlig frei, so dass nur die Stufen den eigentlichen Horizontalverband herstellen und die durchbrochenen Umfassungswände tragen, die nur aus Pfosten und kleinen, mit Kreuzblumen geschmückten Ziergiebeln bestehen. Diese Art der Treppenthürmchen fand später viel Nachahmung, so zunächst beim Strassburger Münster, und hat schliesslich zu einem eigenen System der Thurmbildung geführt

Empfohlene Zitierweise:
: Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten. H. M. Poppen & Sohn, Freiburg im Breisgau 1898, Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Freiburg_Bauten_267.jpg&oldid=- (Version vom 11.6.2022)