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Oeffnung im Gewölbe selbst. Dass aber noch im vorigen Jahrhundert an dem St. Michaelsaltar celebrirt wurde, erhellt aus einer handschrift- lichen Chronik. Dieselbe erzählt auch, dass am Himmelfahrtstage eine symbolische Darstellung der Himmelfahrt stattfand, indem man den »Herrgott«, eine Christusstatue, aus der Vorhalle durch die grosse Oeffnung im Gewölbe aufzog, während in der Michaelskapelle die Trompeter, Waldhornisten und Heerpauker diesen Vorgang mit einem Tusch begleiteten. Auch hier ist die Bogengliederung, welche die grosse Oeffnung nach dem Langhause zu umrahmt, wie bereits erwähnt, ohne ausgesprochenen Kämpfer. Die Decke dieses Geschosses bildet ein Quadergewölbe von 0,50 m Stärke.

Schnitt durch das Achtecksgeschoss.

Das nächste hohe Geschoss umschliesst den Glockenstuhl. Es ist architectonisch sehr einfach, enthält aber zwei sehr merkwürdige Anlagen, nämlich den mächtigen Glockenstuhl, in den später auch die Wächterstube eingebaut worden ist, und die interessante, auf maasswerkartig gegliederte Rippen aufgelegte, monumentale Deckenconstruction aus Steinplatten, welche mit Blei vergossen sind. Ursprünglich war wohl das ganze Geschoss offen, mit Ausnahme der zur Maskirung der Steinplattendecke nöthig gewordenen architectonischen Steinconstruction, aber ein- dringender Schnee und Regen und die Schwierigkeit der Abführung des Wassers mögen später zu einem theilweisen Mauerverschluss geführt haben.

Der aus mächtigen Fohrenbalken bestehende Glockenstuhl ist wohl der älteste in Deutschland, und, was das Merkwürdigste dabei ist, er wurde vor den ihn umgebenden Thurmmauern aufgeschlagen und so höchst wahrscheinlich als wichtige Gerüstung für den Thurmbau mitbenützt. Der Beweis hierfür lässt sich leicht erbringen:

Die grossen Zangen, welche die vier Seiten des Glockenstuhles

Empfohlene Zitierweise:
: Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten. H. M. Poppen & Sohn, Freiburg im Breisgau 1898, Seite 262. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Freiburg_Bauten_262.jpg&oldid=- (Version vom 10.6.2022)