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Verwandtes mit jenem des Strassburger Münsters, so dass man gerne geneigt ist, für diesen Theil des Baues ein und denselben Künstler anzunehmen. Am Rande des Steinhelms, auf dem sog. Reihertreppenthürmchen, das auf den Laufgang des südlichen Seitenschiffes führt, ist das hier (S. 251) abgebildete, jetzt erneuerte Figürchen mit überschlagenen Beinen angebracht, das, wohl nicht ohne Grund, zuerst von Adler als Meisterbild gedeutet wurde. Da die Sculptur ihrer ganzen Behandlung nach jünger und reifer ist, als der übrige figurale Schmuck, so muss sie wohl als ein Werk des zuletzt an der Ausführung wirkenden Meisters gelten, wobei es dahingestellt bleiben mag, ob dieser damit sich selbst oder seinen Vorgänger verewigen wollte. Die Konsolfiguren, welche die Ueberhangbogen der südlichen Seitenschifffenster tragen, sind wohl nur als einfache Grotesken zu fassen ohne irgend welche persönliche Bedeutung. Geiges weist auf die auffallende Aehnlichkeit hin, welche die an der Stirnseite eines der südlichen Strebepfeiler angebrachte Figur mit dem Solarium mit dem sitzenden Meisterbilde am Reihertreppenthürmchen hat. (Vergl. die nebenstehende Abbildung).

Obergadenfenster der Ostjoche.

Die Datirung der Ostjoche bildet, wie jene des romanischen Baues, eine immer noch nicht gelöste Frage. Es sei hier nur erwähnt, dass Adler sie in die Zeit von 1260-1268 verlegt, während Schäfer[1] ihre Entstehungszeit zwischen 1215 und 1230 setzt. Beide Datirungen sind unsicher, da die Beweisführung, auf welche diese Zeitbestimmungen sich stützen, von nicht ganz zutreffenden Voraussetzungen ausgeht. Zeigen auch die östlichen Anfänge des Schiffes, wenigstens in ihren Obertheilen schon recht bemerkenswerthe Charakterzüge des neuen Baustils, so begegnen wir bei den Bautheilen, welche der dritten Bauperiode angehören, nämlich bei den vier anschliessenden westlichen Jochen des Schiffes und bei dem Westthurm, der Perle des ganzen Baues, einem Meister, der unter Beibehaltung des Grundplanes mit staunenswerther Kenntniss die neue Kunstsprache

  1. Schäfer, Die älteste Bauperiode des Münsters zu Freiburg, S. 39.
Empfohlene Zitierweise:
: Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten. H. M. Poppen & Sohn, Freiburg im Breisgau 1898, Seite 250. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Freiburg_Bauten_250.jpg&oldid=- (Version vom 17.1.2023)