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Auf eine weit zurückliegende Gründungszeit deutet wenigstens schon das selten vorkommende, in unserem Lande bloss noch bei einer Kapelle oberhalb Gengenbach begegnende Patronat der Schicksalsjungfrau Einbete hin. Neben dieser noch an altgermanische Ueberlieferungen gemahnenden Schutzheiligen verehrte die Kirche den hl. Cyriakus, der gleichfalls bereits im 10. Jahrhundert als Patron des Klosters Sulzburg erscheint. Nach der Abbildung auf dem mehrfach genannten Stadtplane trug der Bau noch gegen Ende des 16. Jahrhunderts das äussere Gepräge einer schlichten Dorfkirche, die von einem grossen Friedhofe umgeben war. Sie war etwa dort gelegen, wo jetzt die Geleise der Höllenthalbahn die Güntersthalstrasse kreuzen.

Säulenkapitelle von der Pfarrkirche St. Nicolaus.

Neben den Pfarrkirchen gab es, wie aller Orten, kleinere gottesdienstliche Gebäude, so die mit drei Altären ausgestattete Todtenkapelle bei dem Beinhaus auf dem Münsterplatz und die St. Michaelskapelle bei dem Armenspital in der Neuburg, die Vorgängerin des Kirchleins, das jetzt noch auf dem alten Friedhofe erhalten ist.

Schlussstein aus der Pfarrkirche St. Nicolaus.

Die frommen Gesinnungen[WS 1] der Vorzeit bethätigten sich aber nicht nur in der Errichtung von Gotteshäusern und in der bereitwilligen Förderung klösterlicher Einrichtungen: schöner und unmittelbarer treten sie hervor in den Schöpfungen werkthätiger Nächstenliebe. Es bildet einen der Ehrentitel Freiburgs, dass seine Bürgerschaft schon in den Anfängen städtischer Entwickelung auch den Armen und Kranken besondere Zufluchtsorte bereitete. Die vornehmste dieser Anstalten, welche alle nach römischem Vorbilde dem Schutze des hl. Geistes unterstellt waren, ist das grosse oder »mehrere« Spital. Es bestand aus einem umfangreichen Geviertbau gegenüber dem Münster, an der Stelle, wo gegenwärtig das Gesellschaftshaus Museum, der Gasthof zum Geist und drei grössere Privathäuser stehen. In ihm befanden sich, ausser den Räumen für die Pfründner und Kranken, der Weinkeller, die Bäckerei, die mit mehreren Altären versehene Hauskapelle und in dem inneren Hofraum ein eigener Begräbnissplatz. Diese Bauten gehörten zumeist dem eigentlichen Mittelalter und theilweise noch der romanischen Periode an, wie aus einzelnen Fundstücken,

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Gesinnnungen
Empfohlene Zitierweise:
Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten. H. M. Poppen & Sohn, Freiburg im Breisgau 1898, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Freiburg_Bauten_206.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)