Seite:Freiburg Bauten 021.jpg

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

in eines der wichtigsten Querthäler des Gebirgs. Ein Blick von der Höhe des Schlossbergs lässt uns fast die ganze Stadt überschauen, zeigt uns auch sofort einen Theil ihrer Geschichte. Mitten heraus aus der Häusermenge streckt das Wahrzeichen unserer Stadt, das Münster, seinen mächtigen Finger zum blauen Himmel hinauf. Rings um dieses stehen dicht zusammengedrängt die braun bedachten Häuser der alten Stadt, ein sprechendes Zeugniss aus jenen Tagen, da die Noth der Zeit, die Unsicherheit der Strassen und Wege, die Enge und Kleinheit aller Verhältnisse die Menschen zum engen Zusammenschluss in guten und noch mehr in bösen Tagen zwang. Und um diese alte Stadt mit ihren engen, oft auch dumpfen Gassen, mit den hohen Häusern und spitzen Giebeln legt sich die neue Zeit mit ihrem Kranz von weiten breiten Strassen, ihren offenen Plätzen, getaucht in eine Fülle von Licht und Luft, eingebettet in ein Meer von blühenden Gärten und grünen Bäumen! Mehr als aus vielem andern spricht daraus der Geist der Zeit.

Die Stadt Freiburg hat ihr Weichbild zu verschiedenen Zeiten erweitert und umfasst heute ausser der eigentlichen Stadt noch die Vororte Herdern, Haslach und Güntersthal.

Im Norden an den Schlossberg angelehnt, bildet die Altstadt immer noch den Mittelpunkt alles städtischen Lebens, des Handels und Verkehrs. Ihre Mauern und Umwallungen sind gefallen, von der alten Stadtmauer sind nur noch wenige Reste erhalten, von den alten Thoren nur noch zwei, das Schwabenthor und das Martinsthor. Um diesen Kern lagern sich südlich bis zur Dreisam und noch ein Stück in’s Dreisamthal hinein, im Westen bis zur Eisenbahn und im Norden bis gegen Herdern hin neue Stadttheile. Auch jenseits der Eisenbahn ist ein neuer Stadttheil, der Stühlinger, im raschen Wachsen begriffen, während jenseits der Dreisam das alte Dörfchen Wiehre mit seinen Bauernhäuschen und seinem bescheidenen Kirchlein von einem grossen vornehmen Stadttheil, dem es seinen Namen gegeben hat, schon beinahe aufgesaugt worden ist. Nach allen drei freien Seiten schiebt sich Jahr für Jahr die Stadt mit neuen Strassen und Plätzen im fröhlichen Wachsthum und Gedeihen weiter hinaus.

Eine grosse Verkehrsader durchzieht die Stadt ihrer ganzen Ausdehnung nach etwa von Norden nach Süden, die Kaiserstrasse mit ihren beiden Verlängerungen, der Zähringer- und Güntersthalstrasse. Von ihr gehen nahezu rechtwinklig die Nebenstrassen nach Osten und Westen ab, durch parallel oder auch schief zur Kaiserstrasse verlaufende Strassenzüge untereinander verbunden. Die rechtwinklige Regelmässigkeit mancher neuern und neuesten Städte ist selbst in den

Empfohlene Zitierweise:
: Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten. H. M. Poppen & Sohn, Freiburg im Breisgau 1898, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Freiburg_Bauten_021.jpg&oldid=- (Version vom 18.10.2023)