Seite:Franz Delitzsch - Die bayerische Abendmahlsgemeinschaftsfrage.pdf/41

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Franz Delitzsch: Die bayerische Abendmahlsgemeinschaftsfrage. Ein Anfang eingehender Erörterung

ihrem Gewissen ungekränkt bleibe und bei der reformirten Kirche gelassen werde, so erscheint dieses Gutachten als ein gänzlich verunglücktes, und man mag nur dies daraus entnehmen, daß da keine Separation zu verfrühen und zu decretiren ist, wo diejenigen, welche dadurch zurückgestoßen würden, sich willig der Lehre und Praxis unserer Kirche untergeben. Aber Bedienung einer solchen Gemeinde wie die obige, und zwar neben einem Collegen ihres Glaubens ist eben so sehr wider das gute Recht der Gemeinde als wider das Gewissen des lutherischen Predigers. Man vergleiche überdies das Responsum derselben Facultät auf die Frage: ob ein lutherischer Prediger mit gutem Gewissen einem der sich beharrlich zum Calvinismus bekennt das Sacrament reichen möge (von 11. Jan. 1620. bei Dedeken I, 635), welche entschieden verneinend beantwortet wird, und man wird bald einsehen, in welche Widersprüche sich die Facultät durch jenes andere Responsum mit sich selbst verwickelte.

 Das Responsum der in derselben Angelegenheit befragten, Wittenberger Facultät lautet ganz anders (Consilia Theologica Witebergensia II; 127). Sie erklärte Anbequemung an den Gebrauch des Brotbrechens, da dieses reformirterseits für kein Mittelding gehalten wird, für unzulässig und antwortete auf die Frage, ob ein lutherischer Pfarrer mit calvinischen Zuhörern communiciren dürfe, im Allgemeinen folgendermaßen: „Die calvinischen Zuhörer sind entweder dociles und lassen sich in den Hauptpunkten christlicher Lehre besser informiren, da denn ein lutherischer Pfarrer mit ihnen ohne Verletzung seines Gewissens wohl communiciren kann oder sind pertinaces, in welchem Fall u. s. w., in Betreff des vorliegenden Falls aber: „So ist demnach unseres Erachtens am besten, daß an einem solchen Ort, da ungleiche Lehrer sind, ein lutherischer und calvinischer, auch unterschiedene Communionen angestellt werden und die Lutheraner zur calvinischen Communion und Ceremonien nicht genöthiget würden; der luth. Pfarrer soll auch die

Empfohlene Zitierweise:
Franz Delitzsch: Die bayerische Abendmahlsgemeinschaftsfrage. Ein Anfang eingehender Erörterung. Theodor Bläsing, Erlangen 1852, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Franz_Delitzsch_-_Die_bayerische_Abendmahlsgemeinschaftsfrage.pdf/41&oldid=- (Version vom 10.11.2016)