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Der Treiber.
(Oberbayrisch.)



Der Forstner sagt: Hast du nix g’segn
     Beim Durchgeh’ in dem Bogn?

Der Treiber sagt: San Thier’ und Hirsch
     Leicht fufzgi füra ’zogn.

„Geh weiter Narr, was denkst dir denn?“

     „„Was denk’ i’, i’ glaabs fest,
     „„Und wann i’ ebbas handln laß’
     „„San’s fünfazwanzgi g’west.““

„’Ko’ aa’ nit sey’, da hat's dir ’traamt!“

     „„Herr Forstner, g‘irrt is glei’,
     „„Was rauschn aber hon i’ g’hört,
     „„Scho’ g’wiß, da bleibt´s dabei.“




Schauderhafte und gräuliche Morithat,
welche sich den 5. November 1835 zwischen Pfingsten und dem Klinkerthore zu Augsburg wirklich zugetragen hat.




O kommt ihr Leute all’ herbei,
Vernehmt die Morithaterei,
Wie sich ein Mägdlein, ganz scharmant,
Bedeckt mit Grausamkeit und Schand;

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Ein’ Jed’ nehm ein Exemplum dran,

Studir’ es wohl und wend’ es an.

Es war einmal ein Schwalangscheer,
Der litt an großem Herzenweh;
Ein Mägdlein liebt er lange schon,

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Allein sie wußte nichts davon;

Der Schwalangscheer litt fürchterlicht,
Das ist eine traurige Geschicht.

Doch einstens an dem Klinkerthor,
Als sie ging aus der Stadt hervor,

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Macht er vor ihr sein Positur,

Und spricht: o Schönste der Natur!
Wirst Du nicht bald heirathen mich,
Verschieß’ ich mich elendiglich.





Ei schieße Du nur immer zu,

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Das ist mir ganz und gar partout,

Ich lieb Dich nicht, ich mag Dich nicht,
Ich heirath’ nicht, bleib lediglicht,
Denn mich gelüstets gar nicht sehr,
Zu heißen Madam Schwalangscheer.

Empfohlene Zitierweise:
Kaspar Braun, Friedrich Schneider (Red.): Fliegende Blätter (Band 2). Braun & Schneider, München 1846, Seite 078. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Fliegende_Bl%C3%A4tter_2.djvu/82&oldid=- (Version vom 20.8.2021)