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Diese Schneiderfamilie bewohnte die Nobel-Etage über eine Stiege mit der Aussicht in den Hofraum; über zwei Stiegen wohnten drei Studenten, mit langen schönen Bärten, lockigen Haaren und rauhen Bierstimmen. Ihr Benehmen war etwas derb und polterhaft, da es gewöhnlich jungen lebensfrohen Menschen nicht eigen ist, mit den bedächtigen Schritten des Alters ihre Wege zu gehen. Aber dadurch machten sie dem sentimentalen Schneider gar manchen Unmuth und Aerger, und eben so seiner Tochter. Wenn beide gerade den süßesten Phantasien sich überließen, polterten die Wilden entweder die Stiegen herauf, oder sangen und schrieen wie toll, oder machten ein Geklapper und Geklirre mit ihren Rappieren, wie ein Kupferschmied, oder trieben sonst noch andern Skandal, der dem Schneiderlein das Leben verbitterte. Mir nichts dir nichts rannte er eines Tages, als eben das Geklirr und Geklapper am lautesten war, in das Zimmer derselben, und von der Wichtigkeit seiner Person überzeugt, forderte er trotzig Ruhe im Haus; aber die Studenten lachten das blaße Männlein im blauen Biberrock aus, und wiesen ihn höhnisch zur Thür hinaus; da ergrimmte er, und zeigte die ganze Begebenheit ohne Schonung und Mitleid beim Gerichte an, aber dieses konnte dem Ergrimmten keine Hilfe schaffen, da ja Niemand ihn beleidigt hatte, und gebot ihm Ruhe.

Die Studenten erfuhren, was der Schneider gethan, und trieben nun den Lärm aufs Aeußerste; Tag und Nacht ließen sie ihm keine Ruhe, so daß der arme Tropf nicht wußte, was er anfangen sollte, und sich fast den Kopf zerriß und verstudirte, wie er dem Ding ein Ende machen könnte, und zugleich an den Muthwilligen Rache nehmen; aber es fiel ihm kein guter Gedanke ein. So war es schon einige Tage lang gegangen, und das Schneiderlein war ergrimmt bis zur Wuth. Heute war Samstag vor Weihnachten, und am heutigen Tage wollte er den Studentlein zeigen, er, das blasse Männlein mit den stahlgrauen Haaren und dem blauen Biberrocke, was der sei, dem sie den Fehdehandschuh hingeschleudert.

(Schluß folgt.)




Des Herrn Barons Beisele und seines Hofmeisters Dr. Eisele
Kreuz- und Querzüge durch Deutschland.




Reise nach München.
(Fortsetzung.)


Eine Produktion der Münchener Liedertafel, in welcher die Knödel gesotten werden.

Empfohlene Zitierweise:
Kaspar Braun, Friedrich Schneider (Red.): Fliegende Blätter (Band 2). Braun & Schneider, München 1846, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Fliegende_Bl%C3%A4tter_2.djvu/136&oldid=- (Version vom 21.11.2023)