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Der Koch.
(Pfälzisch.)



Gute ̃ Morge ̃ Herr Leibkoch, ei Sapperment,
Do brozlt’s un ̃ sied’s jo ohne End`,
Gott`s Blitz, was for Fisch, Forelle ̃ un’ Aal
Un ̃ Häring un ̃ Salme ̃ noch der Wahl,

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Un ̃ Auschtre ̃ un ̃ Krebse ̃, wo sin ̃ dann die her,

Deß sin ̃ jo Unthier, ’glaab gar vum Meer,
Un ̃ was for Gelée’s un ̃ Paschtete ̃, der Glanz!
Un ̃ deß do, deß is jo e ̃ Biberschwanz,
Was is dann heut los, wer werd dan’ traktirt,

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Heut werd jo e ̃ Heidegeld vermangirt!

„Ei, was werd’s dann sei ̃, Er is halt ke ̃ Chrischt,
„Un ̃ wees nit, warum mer ang’lt un ̃ fischt,
„Es is jo Quatember, e ̃ Faschttach is heut,
„Un ̃·deß is for uns als e ̃ zablichi Zeit,

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„Un ̃ meent mer schun oft, der Verstand steht em ̃ still,

„Wann e ̃ Herrschaft halt gar e so faschte ̃ will.“



Idylle.
Frei nach Geßner.


Kommt, schöne Schäferinnen, sprach der alte Schäfer Menalkas; die Herde ruht im Schatten der breiten Ulme; kommt, setzt euch mit mir zu diesen Fliederbüschen und hört die Geschichte von dem unglücklichen Mirtill. Und die Schäferinnen kamen herbei, setzten sich im Kreise nieder und Menalkas hub an:



Mirtill war wohl der schönste Schäfer auf den Triften des reichen Müros. Blondgelockt war die Fülle seines Haares, blau, wie der Himmel, sein Auge, schmelzend seine Stimme und ein Meister war er auf der Doppelflöte. Wenn er sie spielte, nahten alle Schäferinnen des Thales und konnten sich nicht satt hören!



So auch die liebliche Phillis. Gern verließ sie ihre Herde, um Mirtill’n von Ferne zu belauschen und an dem Anblick seiner schönen Gestalt sich zu weiden! Er aber wußte es nicht, daß Phillis ihm gewogen sei, sondern glaubte, daß der schwarzgelockte Mopfus, der die mit kebrigtem Wachse zusammengefügte Panflöte so schön spielte, ihrer Liebe sich erfreue. Davon tief betrübt – denn Mirtill liebte ja Phillis – trieb

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Kaspar Braun, Friedrich Schneider (Red.): Fliegende Blätter (Band 2). Braun & Schneider, München 1846, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Fliegende_Bl%C3%A4tter_2.djvu/114&oldid=- (Version vom 14.9.2022)