Ich lobe mir trotz Firnewein
Und trotz Burgunderblut
Die Rebe, die in Böhmen blüht
Und edles Spaltergut.
Von längstverklung’nen Tagen thut uns die Mähre kund,
Als just im Herbst der Hopfen in voller. Blüthe stund:
Da lag und sah im Traume Gambrin, der fromme Held,
Sich überrankt vom Laube gleich einem grünen Zelt;
Ruht in der schlanken Rebe und ihrer Blüthe Keim,
Und wie ihm ward gegeben die wundersame Kraft,
Vom Duft der Hopfenblüthe zu schließen auf den Saft.
Wir danken, o Gambrine, für diesen feinen Schluß,
Als nun der fromme König sich baß darob ergötzt,
Im Traum sich mit dem Dufte und mit dem Saft geletzt;
Dünkt ihm, als hört er Schritte im Laube dumpf und schwer,
Und ein Getös, als brächen die Stangen rings umher.
Da war der Hopfengarten von Gnomen rings belebt,
Und oben auf dem Hügel auf einem vollen Faß
Vom Tigerfell umschlungen der Weingott Bacchus saß.
Der schalt und commandirte, und schrie aus voller Brust,
Frisch an das Werk zu schreiten und Hand zu legen an,
Die Stangen umzureißen entlang den ganzen Plan,
Die Blüthen abzuschneiden zusammt dem jungen Schoß,
Die Wurzeln auszujäten – so hieß er seinen Troß!
Daß Jeder im Verwüsten das Seine redlich thut!
Wie klangen da die Messer, wie fiel die Hopfen-Blüth’,
Wie traf das unserm Helden so schmerzlich im Gemüth!
Dabei vernahm er deutlich, wie Bacchus von dem Thron’
Kaspar Braun, Friedrich Schneider (Red.): Fliegende Blätter (Band 2). Braun & Schneider, München 1846, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Fliegende_Bl%C3%A4tter_2.djvu/10&oldid=- (Version vom 12.12.2020)