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Kapitel, mit Hinweglassung und Veränderung der veralteten und unverständlichen Ausdrücke und Redensarten, folgendergestalt:

Item begab es sich, daß am Tage Cornelii des Jahres unsers Heils 1627, ein wohledler und wohlweiser Rath zu Katzweiler in Seßione, als eben das Mittagglöcklein geläutet wurde, fast sehr hungerte, und darob sich mit dem Concluso darüber beeilte, wie und auf welche Weise das Pappenheimer Reiterfähnlein, so vor dem Ententhore lagerte, mit einer anständigen Ergötzlichkeit zu honoriren sei. Ward daher beschlossen, daß an selbigem Tage des Abends denen Gästen von gemeiner Stadt ein Banket draußen auf der Ziegenwiese angerichtet werden sollte, wozu männiglich im besten Staate, die Frauen und Dirnen aber in ihren güldenen Spangen, und wie im hochzeitlichen Tanze aufgeschmückt, zu erscheinen gehalten.



Als der Stadtschreiber Hinzelmann sothanes Conclusum registriret, bog sich sein langer dürrer Rücken und er knurrte behaglich in denselben angenehmen Tönen, die er hören ließ, wenn preßhafte Partheien mit einer Hand ihm hinten den Rückgrath kraueten, indeß die andere Hand ihm vorne die Mariengroschen und Batzen vorzählte, und welches Knurren man bei gewissen Hausthieren spinnen nennt. Denn es gab eine Freude aus dem Kommunalsäckel, und dazu war auch einstimmig festgesetzt, daß, da sich Niemand in der ganzen Stadt besser auf allerhand Kurzweil und Anrichtung eines Gelages verstehe, als Nepomuk Schwepperlein, der Bader und Viertelsmeister, diesem der Auftrag ertheilt werden solle, das Ganze zu leiten, so daß solches einem hochedlen Rathe und gemeiner Stadt Ruhm und Ehre bringe.



Es war aber besagter Nepomuk Schwepperlein ein gar lustiger Kumpan und wohl gelitten bei Alt und Jung, wegen seiner guten Schwänke und Possen, mit denen er alle Abende auf dem Keller männiglich ergötzte, und wegen der Novitäten, die, meistens aus eigner Fabrik, den Kunden beim Einseifen und unter dem Scheermesser die Zeit vertrieben. Zwar war darüber die Badestube in die Hände der Kreditoren gewandert, da Schwepperlein nie viel von dem güldenen Sprüchlein gehalten: „Junges Blut, spar dein Gut“ vielmehr als ein lockrer Schlemmer und Prasser in die Welt hineingelebt, besondern seitdem ihn das Schicksal zum Wittwer gemacht hatte. Allein er ließ sich darob nie ein graues Härlein wachsen, da er aus den Trümmern seines Glückes die liebliche Tochter, die schöne und tugendsame Klara gerettet, unter deren wirthlichen Händen und fleißiger Spindel dem Vater doch immer ein Silberling zum Labetrunk hervorwuchs, wenn auch für sie selbst nur spärliche Kost übrig blieb, so daß daher ihre zarte, kindliche Hand, und ihr treues Gemüth billig mit dem Oelkrüglein der frommen Wittwe zu vergleichen war. Dafür hatte aber auch ihr der Vater den reichen Sponsen zugedacht, der oben bei ihm zur Miethe wohnte, der um das süße Töchterlein herumschwenzelte und derselben das süße Opfer seiner alten Junggesellenschaft zu bringen gesonnen, der auch ein Mann bei der Stadt, ein Mitglied des Raths, und kein anderer war, als – eben bemeldeter Stadtschreiber Hinzelmann.


Ob die Goldgülden des präsumtiven Eidams den Thränenblick der holden Klara, die Schäuel und Gräuel der ganzen widerlichen Gestalt, seine gelben Aeuglein, seine schiefgebogne Habichtnase, die wie ein baufälliger Erker über dem weiten Verließe des zuckenden Mundes hing, die falbe Runzelhaut der Wangen, die Warzen am Kinn, von denen langgebogene Haare wie Strahlen ausgingen, zu verdecken im Stande, das kümmerte den lebenslustigen Lungerer gar wenig, maßen doch mit den Thränen der gehorsamen Tochter auch

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Kaspar Braun, Friedrich Schneider (Red.): Fliegende Blätter (Band 1). Braun & Schneider, München 1845, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Fliegende_Bl%C3%A4tter_1.djvu/71&oldid=- (Version vom 31.7.2018)