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Nro. 1.
München, Erscheint zwanglos.
Verlag von Braun & Schneider. Preis der Nummer 9 kr. R. W. od. 2 ggr.


Das Heidelberger Fass.

Also geschah es in dem gesegneten Weinmonate des Jahres ein tausend acht hundert und zwei und vierzig, und die Hitze war gar gewaltig in allen deutschen Gauen. Da wanderten zween Handwerksbursche von Darmstadt nach Heidelberg, die Bergstraße entlang. Der Jüngere, ein Leineweber von Profession, war in Memmingen daheim, und hatte vor kaum vier Wochen durch bayerisch Schwaben und Franken seinen ersten Ausflug in die Welt begonnen. Mit den Schwalben war er flügge geworden, und wollte sein Glück versuchen in anderer Herren Ländern. Nun ist es aber nicht Jedermanns Sache, sich behaglich zu fühlen unter wildfremden Menschen, die unsere liebgewordenen Gewohnheiten belächeln und unsere Ansichten bekritteln, denen der Ton unserer Rede nicht so zu Herzen dringt, als den Leuten in der Heimath. So ging es denn auch dem ehrlichen Leineweber mit jeder Meile Weges, die er weiter schlenderte, tiefer zu Gemüthe, daß im deutschen Reiche nicht alle eines Sinnes seien mit seinen Landsleuten, und als er vom Main herüber kam gegen den Rheingau, dünkte ihm selbst die Sprache nicht mehr recht just. Da überfiel ihn

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Kaspar Braun, Friedrich Schneider (Red.): Fliegende Blätter (Band 1). Braun & Schneider, München 1845, Seite 1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Fliegende_Bl%C3%A4tter_1.djvu/5&oldid=- (Version vom 1.8.2018)