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wieder zufrieden. – Nein um Alles in der Welt konnte er so nicht thun und sprechen, und bei den Kleidern und bei dem Martin, da fiel ihm gleich wieder die Hochzeit ein. Was die Marie heut schön war, und wie schön müßte sie jetzt sein, wenn sie mal wieder, wie sonst, stets ein fröhliches Gesicht machen würde! Aber so traurig hatte sie selbst nicht beim Tode Florians ausgesehen; die Wangen bleich, die Augen starr und blicklos, und um Gottes willen, sie bog sich so weit zum Fenster hinaus, – er umfaßte sie kräftig, um sie zu halten, und im Nu ruhten Mund auf Mund zu einem langen warmen Kusse. Der günstige Leser wird entschuldigen, wenn es uns durchaus unmöglich ist, ihm zu sagen, ob Franz ihn zuerst gab oder Marie ihn zuerst in Empfang nahm. „Juhhe!“ schrie gerade unter ihnen der alte Martin, daß sie mit den Köpfen auseinander fuhren, als ob sie auf einem Diebstahl ertappt wären. „Wenn die Noth am größten, ist die Hilfe am nächsten,“ fuhr der Alte fort, „hab’s dem Herrn Florian immer gesagt, daß in dem alten Gemäuer hie und da Schätze versteckt seyn müßten, warum spielten sonst Nachts so oft die blauen Flämmchen um das Fundament?“



„Die geistlichen Herren haben manches schöne Geschenk von frommen Wallfahrern erhalten, und können unmöglich verzehrt gehabt haben, was die schönen Güter einbrachten, als sie der Krieg vertrieb.“

Hier an dieser Stelle müßte man nachgraben, da würde man bald mehr finden, solche Vögel fliegen nicht allein, seht her, welch ein schöner blanker Dukaten, ein Ritter ist darauf“ – aber Franz und Marie hörten kein Wort von allem dem, sondern selig Aug’ in Auge hängend, erzählten sie sich stumm Alles, was sie seit gestern gefühlt und gedacht hatten, und dazwischen kam immer wieder ein Kuß, um die Betheuerungen zu besiegeln, und alles Unrecht, das sie sich gegenseitig gethan, abzubitten. – „Potz Mohren, Fetzen, Fandango, Seladon, Austerlitz, da wissen wir endlich auch, was für eine Gabe Herr Florian der Marie vermacht hat. Nur zugeküßt, schrie der Alte von unten, nur zugeküßt, da gibts desto eher eine Hochzeit! Aber einen Augenblick müßt ihr euch abmüssigen, um zu sehen, wie’s hier Dukaten regnet bei jedem Kuße, den ihr Euch gebt.“

„Der gute, gute Florian!“ rief Franz und wollte die nun sich sträubende Marie schon wieder küssen. „Kind, sträube dich nicht,“ sagte er, „es ist keine Sünde, so Geld zu machen; denn die Hälfte der Dukaten wollen wir täglich zu Seelenmessen verwenden, damit unser braver Florian früher aus dem Fegfeuer herauskommt. Aber schon nächsten Sonntag muß uns der Herr Pfarrer zum erstenmal von der Kanzel werfen. In drei Wochen können wir auf diese Weise mehr als genug Geld zusammen bringen, nicht wahr Martin?“ – „Freilich, freilich,“ sagte dieser, welcher jetzt, die Dukaten lustig in seiner Kappe herumrasselnd, zur Thüre hereingesprungen kam. „Jetzt kaufen wir den Herren Administratoren das Gut noch einmal mit gutem Golde ab, und dann müssen alle Keller voll Wein und Bier vom besten Gewächs – aber setzte er kleinlaut hinzu und kratzte sich hinter den Ohren, „der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert. Hab ich mir so eben erst noch fest vorgenommen, ich wollte mir das Trinken abgewöhnen, das heißt das zuviel, damit ich hexen und euch glücklich machen könnte! Aber ach was, ich will lieber hier lustig und arm leben und dann jenseits nicht erst dreißig Millionen Jährchen im Fegfeuer auf den Himmel warten. Hole der und jener die Hexerei, so lange ihr euch lieb habt und euch treu und aufrichtig küßt, gibts Dukaten die Hülle und Fülle, da werden auch einige für den alten Martin übrig seyn.“

„So ist’s recht,“ sagte Franz, „wir werden alle nicht dabei zu kurz kommen. Ich werde die Marie schon gerne küssen und sie wird mir auch nicht untreu werden, denn ich kann’s ja gleich an ihren Träumen sehen, wenn ich den Tag über nicht so ganz, ganz lieb gegen sie gewesen bin, und du Martin sollst morgen am Tage Kleider haben so weit, daß dir’s nicht zu enge wird, und wenn du auch zehn Schoppen über den Durst getrunken hast!“



Vier Wochen darauf war richtig Hochzeit, und Franz ist ein reicher, reicher Guts-Herr geworden, und Marie Mutter von zehn Kindern,

Empfohlene Zitierweise:
Kaspar Braun, Friedrich Schneider (Red.): Fliegende Blätter (Band 1). Braun & Schneider, München 1845, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Fliegende_Bl%C3%A4tter_1.djvu/135&oldid=- (Version vom 17.8.2017)