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Franz und Marie waren zwar noch Kinder und dachten daher eben so wenig an’s Heirathen, wie Herr Florian ihnen jetzt schon Etwas davon sagte. Ihre kindliche Zuneigung war aber so groß, daß Herr Florian hoffen durfte, sie würden künftig nichts gegen eine Verbindung einzuwenden haben, besonders auch deßhalb nicht, weil Marie keinen andern jungen Mann, als Franz und Franz kein anderes junges Mädchen als Marie bis zu ihrem Hochzeitstage zu sehen kriegen sollten. Man konnte daher sagen, über diesen letztern Punkt waren alle so einig, wie der krummbeinige Martin darüber, daß er sich jeden Tag einen Rausch trinken mußte, und es schien der Sache nichts in den Weg treten zu können, als sich auf einmal ein großes Unglück ereignete. Herrn Florians ganze Hexenmeisterei und Alles, was er an Hab und Gut durch dieselbe hervorgebracht hatte, ja sein Leben hing davon ab, daß er eine reine Judenseele in Spiritus hatte, und von dieser täglich einige Tropfen zu sich nahm.

Martin, obschon er sonst das volle Vertrauen seines Herrn besaß, kannte dieses Geheimniß nicht, und daher wuchs die langen Jahre hindurch von Tag zu Tage seine Begierde, auch einmal von dem köstlichen Schnaps zu probiren, bis er endlich, obgleich sonst eine grundehrliche Haut, der Versuchung nicht länger widerstehen konnte, und einmal Nachts den Schrankschlüßel unter dem Kopfkissen seines Herrn wegstahl.

Im Nu war dann das Elixir in seinen Händen und aus Furcht, es möge nicht so bald wieder eine so gute Gelegenheit kommen, trank er die Flasche mit einem Zuge bis auf den letzten Tropfen aus. Etwas hätte nichts geschadet, jetzt aber erfolgte natürlich ein Donnerschlag, das Kloster war natürlich gleich wieder eine Ruine, Park und Wald wurden natürlich wieder zur Wildniß, das Geld, welches die Herren Administratoren in Händen hatten, war zu Unflath geworden, und als Martin voll Angst und Schrecken zu seinem Herrn hinüber eilte, lag dieser im Sterben und Franz und Marie knieten weinend an seinem Bette.



„Lieber Martin,“ sagte der Exhexenmeister, „ich zürne Dir nicht; denn Du hast aus Dummheit gefehlt, und es ist Strafe genug für Dich, daß in meinem Keller kein Wein, Bier und Schnaps mehr für Dich liegt. – Ich muß Deine starke Natur bewundern, daß Dich das Elixier nicht verbrannt hat, es nützt aber nur dem, welcher ohne grobe Fehler ist; solltest Du Dir einmal das Trinken abgewöhnen können, so kannst Du noch mal ein großer Hexenmeister werden, ich glaube aber nicht, daß dieser Fall eintreten wird.“ Das Einzige, was ich noch für Euch thun kann, ist dieses. Darauf küßte er Franz auf die Augen, Marie auf den Mund, schenkte dem Martin seinen sammtnen Schlafrock, seine seidenen Hosen und Strümpfe und die Schuhe mit den Steinschnallen, und sagte: „hiemit habe ich jedem von Euch eine Gabe verliehen, deren Werth und Bedeutung Ihr erst späterhin einsehen werdet.“ – Er wollte noch weiter sprechen, da klopfte es ziemlich unhöflich an die Thüre, und als er herein! rief, traten zwei Teufel in die Stube, um ihn zu holen. Sie sahen aber nicht aus, wie man den Teufel sonst wohl abbildete mit Schweif und Pferdefuß, sondern sie waren nach der neuesten Pariser Mode gekleidet, mit Glacé-Handschuhen und Lorgnetten und war nichts auffallend an ihnen, als daß sie etwas viel Bart im Gesichte, und einen etwas falschen Blick hatten.

Herr Florian erkannte gleich in ihnen die Pächter der Spielbank im nächsten Badeorte wieder; es waren also keine jener dummen Teufel, wie sie einst so viel von guten und schlechten Christen geprellt wurden. –

„Herr von Florian,“ sagte der grimmigste der beiden Teufel, „wenn Sie Sich gefälligst ankleiden und mit uns kommen wollten; Ihre Hexereien waren so vortrefflich, daß sie nicht als gewöhnliche Taschenspielereien allerhöchsten Orts entschuldigt und nachgesehen werden konnten.“

Die Kinder fingen nun noch mehr an zu weinen, und wie die Weiber meist bei solchen Gelegenheiten zuerst wieder das Maul zu brauchen lernen, so rief auch hier Marie aus: „Aber mein Himmel, wie ist es möglich, daß Herr Florian, da er doch stets ein so braver Mann war, wegen des Bischen Hexens in die Hölle kommen sollte?“ „Mein Fräulein,“ sagte der Teufel (und Mariechen wurde über und über roth wegen dieses noch nie gehörten Ehrentitels und wegen der Grimmassen, die der Kerl dabei machte), „Herr von Florian kommen nicht in die Hölle, sondern nur so ein dreissig Millionen Jährchen in’s Fegefeuer, und dann zu oberst

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Kaspar Braun, Friedrich Schneider (Red.): Fliegende Blätter (Band 1). Braun & Schneider, München 1845, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Fliegende_Bl%C3%A4tter_1.djvu/126&oldid=- (Version vom 17.8.2017)