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bald merkte ich, dass er auf Empörung ausging und nach der Herrschaft trachtete; 71 denn er bat mich um die Erlaubnis, das Getreide, welches für Rechnung des Caesars in Obergalilaea aufgespeichert lag, wegschaffen zu dürfen. Wie er sagte, wollte er das alles zum Bau der Mauern seiner Vaterstadt verwenden. 72 Da ich aber sein Inneres durchschaute, schlug ich ihm die Bitte ab. Es lag nämlich in meiner Absicht, das Getreide entweder für die Römer aufzubewahren oder für mich selbst, letzteres, weil ich vom Gemeindevorstand zu Jerusalem bevollmächtigt war, auch für die Bedürfnisse jener Gegend Sorge zu tragen. 73 Als nun Joannes von mir nichts erlangen konnte, wandte er sich an meine Amtsgenossen. Diesen freilich fiel es nicht ein, sich für die Zukunft vorzusehen; übrigens waren sie auch für Geldgeschenke sehr empfänglich. Infolgedessen brachte er es durch Bestechung dahin, dass sie ihm alles Getreide, welches in seinem Gebiet aufgeschüttet lag, zu nehmen erlaubten. Von zweien überstimmt, musste ich schweigen. 74 Darauf beging Joannes noch einen anderen Betrug. Er behauptete nämlich, die Juden in Caesarea Philippi, welche auf Befehl des königlichen Statthalters die Stadt nicht verlassen durften, hätten, weil es ihnen an dem nötigen reinen Öl fehle, an ihn die Bitte gerichtet, ihnen solches zu verschaffen, damit sie nicht gezwungen seien, von den Griechen hergestelltes Öl zu gebrauchen und auf diese Weise das jüdische Gesetz zu übertreten. 75 Diese von Joannes vorgebrachten Äusserungen hatten indes nichts mit der Religion zu schaffen, sondern entsprangen offenbar nur seiner schnöden Gewinnsucht. Er wusste nämlich sehr wohl, dass in Caesarea zwei Sextare[1] eine Drachme[2] kosteten, während in Gischala achtzig Sextare nur vier Drachmen galten. Darum liess er alles Öl von hier hinüberschiffen, nachdem er zum Schein meine Erlaubnis eingeholt hatte. 76 Denn freiwillig gab ich es

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Flavius Josephus: Des Flavius Josephus Selbstbiographie. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1900, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosApionVitaMakkGermanClementz.djvu/19&oldid=- (Version vom 2.4.2020)
  1. Ein Sextar = ½ Liter.
  2. Eine Drachme = 79 Pfg.