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übertraf. Ihn in seinen Einzelheiten zu schildern, würde wohl zu lange aufhalten; ich begnüge mich deshalb mit der Angabe, dass er trotz seiner Grösse und Pracht bereits in fünfzehn Tagen vollendet wurde. 141 Innerhalb dieses Palastes liess der König auch hohe steinerne Terrassen errichten, und indem er ihnen durch Bepflanzen mit allerlei Bäumen das Ansehen natürlicher Berge gab, schuf er den sogenannten hängenden Park, vornehmlich seiner Gattin[1] zulieb, die in Medien erzogen war und deshalb ein starkes Verlangen nach Berglandschaft hegte.“[2]

142 (20.) Vorstehendes berichtet Berosus über den genannten König, und ausserdem noch vieles andere im dritten Buche seiner „Chaldaika“, wo er auch die Meinung der griechischen Geschichtschreiber, dass Babylon von der assyrischen Königin Semiramis gegründet worden sei, als falsch und ihre Erzählung von den Wunderwerken, die sie daselbst errichtet haben soll, als erdichtet verwirft. 143 Und hierin muss man allerdings den Schriften der Chaldäer Glauben schenken, besonders da sich auch in den Archiven der Phoenicier über die Unterjochung von ganz Syrien und Phoenicien durch jenen König der Babylonier Aufzeichnungen finden, welche mit den Angaben des Berosus übereinstimmen. 144 Auch Philostratos bestätigt dieselben in seinem Geschichtswerk, indem er der Belagerung von Tyrus gedenkt, desgleichen Megasthenes im vierten Buche seiner „Indika“, wo er zu zeigen sucht, dass der genannte König der Babylonier, was Tapferkeit und Heldenthaten anlangt, den Herakles übertroffen habe. Denn er habe, sagt Megasthenes, sogar den grössten Teil von Libyen und ausserdem ganz

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Flavius Josephus: Des Flavius Josephus Selbstbiographie, Gegen Apion. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1900, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosApionVitaMakkGermanClementz.djvu/113&oldid=- (Version vom 4.8.2020)
  1. Amytis, Tochter des medischen Königs Kyaxares (Herodot I, 74; 175).
  2. Mit dieser Erzählung des Berosus stimmt eine am Euphrat gefundene, seit 1807 im Ostindienhaus zu London befindliche Keilinschrift, die 1854 von Rawlinson entziffert wurde (s. Ausland 1854, S. 1245) vollkommen überein – wieder ein Beweis, dass Berosus die Keilinschriften als erste Quelle benutzt hat.