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nun Hyrkanus an die ihm angegebene Stelle kam und die Riemen vermisste, rieten ihm die Ochsentreiber, er solle einige von ihnen zu seinem Vater schicken, um die Riemen zu holen. Er aber verwarf diesen Rat, weil er nicht so viel Zeit verlieren zu dürfen glaubte, als mit dem Warten auf die Boten versäumt würde, und ersann dafür etwas recht Schlaues, das eines viel älteren Mannes würdig gewesen wäre. 194 Er liess nämlich zehn Joch Ochsen schlachten und verteilte das Fleisch an die Arbeiter, die Häute aber zerschnitt er zu Riemen, schirrte damit die Joche an, bestellte dann nach dem Auftrage seines Vaters das Land und begab sich heim. 195 Der Vater gewann ihn nun seines Scharfsinnes wegen noch lieber, lobte ihn, dass er das Werk ebenso rasch ausgeführt als ersonnen habe, und zeichnete ihn aus, als sei er sein einziger leiblicher Sohn, was den Brüdern natürlich gar nicht recht war.

(7.) 196 Um diese Zeit erhielt Joseph die Nachricht, dem Ptolemaeus sei ein Sohn geboren worden, und alle Grossen Syriens und des zugehörigen Gebietes zögen zur Feier dieses Ereignisses mit grossem Aufwand nach Alexandria. Da er nun durch sein hohes Alter verhindert wurde, gleichfalls dorthin zu reisen, fragte er seine Söhne, ob einer von ihnen zum Könige sich begeben wolle. 197 Die älteren Söhne weigerten sich dessen, weil sie für den Verkehr am Hofe zu unbeholfen seien, und rieten ihm deshalb, den Hyrkanus dorthin zu senden. Joseph hörte das gern, rief den Hyrkanus zu sich und fragte ihn, ob er zum Könige gehen könne und dazu bereit sei. 198 Hyrkanus versprach sogleich, reisen zu wollen, und erklärte, er bedürfe nicht viel Geld, da er sparsam leben werde, sodass zehntausend Drachmen hinreichend seien. Über diese Bescheidenheit freute sich Joseph sehr. 199 Alsdann riet Hyrkanus seinem Vater, er solle ihm keine Geschenke für den König von Hause aus mitgeben, sondern eine Anweisung an seinen Verwalter in Alexandria, damit dieser ihm so viel Geld auszahle, als er zum Ankauf der schönsten und kostbarsten

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/89&oldid=- (Version vom 12.12.2020)