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führte, um sie in Alexandria einem vornehmen Juden zu vermählen, dorthin begeben hatte, wurde er zur königlichen Tafel gezogen und sah bei dieser Gelegenheit eine Tänzerin, die so schön war, dass er in Liebe zu ihr entbrannte. Davon machte er seinem Bruder Mitteilung und bat ihn inständig, er möge, da es den Juden nicht erlaubt sei, sich mit einem fremden Weibe abzugeben, dieses sein sündiges Verlangen geheim halten und ihm behilflich sein, dasselbe zu stillen. 188 Solymius versprach ihm auch, seinen Wunsch zu erfüllen, führte ihm aber zur Nachtzeit seine eigene Tochter im Brautschmuck zu und liess sie bei ihm ruhen. Joseph merkte die Täuschung nicht, da er berauscht war, und umarmte seines Bruders Tochter. Und als er dies zu wiederholten Malen gethan, liebte er sie nur noch heftiger. Seinem Bruder aber gestand er, er werde sich aus Liebe zu der Tänzerin das Leben nehmen, wenn der König sie ihm vielleicht nicht geben wolle. 189 Dieser beruhigte ihn und sprach ihm zu, er solle sich deswegen nicht grämen, weil er dafür sorgen werde, dass Joseph das geliebte Weib als Gattin heimführen könne. Alsdann gestand er, dass er ihn getäuscht habe, weil er lieber seine Tochter habe entehren, als ihn einen Verstoss gegen das Gesetz begehen lassen wollen. Joseph dankte ihm für diesen Beweis brüderlicher Liebe und heiratete seine Tochter, mit der er, wie gesagt, den Hyrkanus zeugte. 190 Als dieser, der sein Jüngster war, erst dreizehn Jahre zählte, bewies er schon eine solche Körperkraft und so hervorragende Geistesanlagen, dass er die Eifersucht seiner Brüder erregte. 191 Joseph wollte nun wissen, wer von seinen Söhnen der tüchtigste sei, und sandte sie daher alle ausser Hyrkanus zu den geschicktesten Lehrern jener Zeit. Doch sie kamen alle wegen ihrer Trägheit und ihres Leichtsinnes unerfahren und, ohne etwas gelernt zu haben, nach Hause zurück. 192 Darauf sandte er seinen jüngsten Sohn Hyrkanus mit dreihundert Joch Ochsen zwei Tagereisen weit in die Wüste, um Land zu bestellen, verbarg aber die Jochriemen. 193 Als

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/88&oldid=- (Version vom 12.12.2020)