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Schrecken; Onias aber kümmerte sich in seinem Geize nicht darum.

(2.) 160 Nun wohnte damals zu Jerusalem ein gewisser Joseph, der Sohn des Tobias und einer Schwester des Hohepriesters Onias, der wegen seiner Besonnenheit Klugheit und Gerechtigkeit bei den Jerusalemern in hohem Ansehen stand. Als dieser von seiner Mutter die Ankunft des Gesandten erfuhr (er befand sich nämlich damals gerade in dem Weiler Phichola, aus dem er gebürtig war), 161 begab er sich in die Stadt und warf dem Onias vor, es liege ihm nichts an der Sicherheit seiner Mitbürger, sondern er wolle lieber das Volk ins Verderben stürzen, als sich von seinem Gelde trennen, um dessetwillen er auch, wie man sage, die Regierung und die Würde des Hohepriesters erstrebt habe. 162 Wenn er so geldgierig sei, dass er um des Mammons willen sein Vaterland in Gefahr und seine Mitbürger im Elend sehen könne, so wolle er ihm den Rat geben, sich an den König zu wenden und diesen zu bitten, dass er ihm das ganze Geld oder wenigstens einen Teil desselben schenken möge. 163 Onias entgegnete, er sei nicht im mindesten herrschbegierig und auch bereit, wenn es möglich wäre, die Hohepriesterwürde niederzulegen. Zum Könige aber werde er nicht gehen, weil er sich um diese Dinge nicht kümmere. Darauf bat ihn Joseph, er möge ihm gestatten, sich für das Volk bei Ptolemaeus zu verwenden. 164 Als Onias hierzu seine Einwilligung gab, stieg Joseph sogleich zum Tempel hinauf, berief eine Volksversammlung und ermunterte die Bürger, sie möchten sich nicht in Verwirrung oder Furcht versetzen lassen, weil sein Oheim sich so wenig um sie kümmere. Die trüben Gedanken sollten sie fahren lassen, denn er werde zum Könige gehen und ihm zureden, dass er den Juden nicht zürne. 165 Für diesen Trost stattete das Volk dem Joseph seinen Dank ab. Dieser verliess sodann den Tempel, nahm den Gesandten des Ptolemaeus gastfreundlich auf, beschenkte ihn reichlich und bewirtete ihn viele Tage lang glänzend. Hierauf liess er ihn

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/84&oldid=- (Version vom 12.12.2020)