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seinen Plan verwirklicht sah, so stieg seine Freude noch höher, als ihm die Gesetze vorgelesen wurden. Er staunte ob der Weisheit und dem Scharfsinne des Gesetzgebers und fragte den Demetrius, wie es möglich sei, dass eine so wunderbare Gesetzgebung weder von den Geschichtschreibern noch von den Dichtern erwähnt werde. 111 Demetrius entgegnete darauf, niemand habe das Gesetzbuch zu berühren gewagt, weil es ehrwürdig und göttlich sei, und weil schon manche, die sich dessen unterfangen, von Gott bestraft worden seien. 112 Er erzählte ihm, wie Theopompos, der etwas aus dem Gesetz habe abschreiben wollen, länger als dreissig Tage in Geistesstörung versunken gewesen sei und in seinen lichten Augenblicken Gott mit Bitten zu versöhnen gesucht habe, weil er richtig geahnt habe, dass dies die Ursache seines Wahnsinns sei. Aus einem Traume habe er dann auch wirklich erkannt, dass er von dem Unglück betroffen worden sei, weil er Göttliches anzutasten und es dem gemeinen Volke mitzuteilen im Sinne gehabt habe. Sobald er nun von seinem Vorhaben abgekommen sei, habe er seinen Verstand wiedererlangt. 113 Ferner berichtete er ihm von dem Trauerspieldichter Theodektas, der, wie man sage, in einer Dichtung des Inhaltes der heiligen Bücher habe Erwähnung thun wollen und dafür von einer Augenkrankheit, die man Star nenne, heimgesucht worden sei. Darauf habe er die Ursache seines Leidens erkannt und sei durch Gottes Gnade wieder gesund geworden.

(15.) 114 Als der König von Demetrius die Gesetzbücher erhalten hatte, bezeigte er ihnen seine Verehrung und befahl, die grösste Sorgfalt darauf zu verwenden, dass sie unversehrt blieben. Dann lud er die Übersetzer ein, recht oft aus Judaea zu ihm zu kommen, 115 da er sie nicht nur stets mit offenen Armen empfangen, sondern auch reichlich beschenken werde. Jetzt sei es allerdings billig, sie zu entlassen. Kämen sie aber aus eigenem Antrieb wieder, so könnten sie sicher sein, alles bei ihm zu finden, was ihre Weisheit verdiene und seine Freigebigkeit

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/76&oldid=- (Version vom 12.12.2020)