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(2.) 245 Diese Worte fanden den Beifall des Senates, und so wurde Agrippa mit noch einigen anderen zu Claudius geschickt. Dort angekommen, teilte er diesem heimlich die Verlegenheit des Senates mit und riet ihm, bei Erteilung der Antwort eine der Grösse seiner Macht entsprechende Würde zu zeigen. 246 Claudius entgegnete daher, er wundere sich nicht im mindesten, wenn der Senat keinen Herrscher über sich anerkennen wolle, da er durch die Grausamkeit der früheren Machthaber so viel zu leiden gehabt habe. Jetzt dagegen sollten die Senatoren eine mildere Behandlung erfahren, weil er sich selbst nur den Titel des Herrschers vorbehalten, in der That aber die Herrschaft mit allen teilen wolle. Da er nun vor ihren Augen schon so viel und so mancherlei gethan habe, könne er gewiss auf ihr volles Vertrauen Anspruch machen. 247 Mit diesem Bescheid wurden die Abgeordneten entlassen. Claudius wandte sich hierauf an das um ihn versammelte Heer und verpflichtete es durch den Soldateneid zur Treue. Dann liess er der Leibwache Mann für Mann fünftausend Drachmen austeilen, gab den Hauptleuten ein ihrem Range entsprechendes grösseres Geschenk und versprach den übrigen Heeresabteilungen, wo sie auch stehen möchten, dieselbe Spende.

(3.) 248 Die Konsuln aber beriefen noch in tiefer Nacht den Senat in den Tempel des siegverleihenden Jupiter. Einige der Senatoren nun verbargen sich in der Stadt, weil ihnen bei der Nachricht von Claudius’ Antwort der Mut entsank. Andere begaben sich auf ihre Landgüter, weil sie in Voraussicht dessen, was kommen werde, an der Freiheit verzweifelten und es für besser hielten, in gefahrloser Unterwürfigkeit ein ruhiges und unthätiges Leben zu führen, als im Besitz der früheren Macht für das eigene Leben fürchten zu müssen. 249 Gleichwohl kamen noch mehr als hundert Senatoren zusammen. Während aber die Versammelten über das einzuschlagende Verfahren berieten, erhoben plötzlich die zu ihnen haltenden Soldaten ein lautes Geschrei und forderten,

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 613. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/613&oldid=- (Version vom 13.12.2020)