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Gajus begangen, zuschieben, indem sie dieselbe verdächtigten, sie habe ihrem Gatten einen Zaubertrank eingegeben, um ihn sich willfährig und geneigt zu machen. Dadurch habe sie ihn dem Wahnsinn in die Arme getrieben, und deshalb sei sie es in Wahrheit die das Glück der Römer wie des ganzen Erdkreises zu nichte gemacht habe. 194 Trotz aller Bemühungen der Gemässigten drang diese Ansicht durch, und so wurde Lupus damit beauftragt, die Gattin des Caesars zu töten. Dieser machte sich auch unverzüglich ans Werk, um nur ja nichts zu unterlassen, was dem Gemeinwohl dienlich sein könne. 195 Als er den Palast betrat, traf er des Gajus Gattin Caesonia neben der Leiche, die noch jeglicher Fürsorge, wie sie einem Toten zukommt, entbehrte, am Boden liegend und mit dem Blut seiner Wunden besudelt an. In tiefstem Schmerz, der durch den Anblick ihrer bei ihr weilenden Tochter noch vergrössert wurde, weinte und jammerte sie, und aus all ihrem Stöhnen drangen fort und fort nur Klagen über Gajus hervor, dass er ihr, obgleich sie ihn so oft gewarnt, nicht geglaubt habe. 196 Diese Äusserung wurde damals verschieden gedeutet, und auch noch jetzt kann man sich nicht für eine bestimmte Erklärung entscheiden. Einige nämlich legen jenen Worten den Sinn bei, als habe Caesonia ihm geraten, mildere Saiten aufzuziehen und von der Grausamkeit gegen die Bürger abzulasssn, damit ihm nicht gleiches mit gleichem vergolten werde. 197 Andere dagegen meinen, sie habe beim Auftauchen des Gerüchtes von der Verschwörung den Gajus aufgereizt, er solle alle Verdächtigen, wenn sie auch noch nichts Böses verübt hätten, unverzüglich umbringen lassen, um sich selbst die Gefahr vom Halse zu schaffen. 198 Sie habe demnach mit dem Vorwurf nichts anderes sagen wollen, als dass er trotz ihrer Warnung zu träge gehandelt habe. So verschieden also wurden die Klagen der Caesonia ausgelegt. Als die unglückliche Frau nun den Lupus herankommen sah, wies sie weinend und wehklagend auf Gajus’ Leiche und bat ihn, näher zu treten. 199 Da sie

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 604. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/604&oldid=- (Version vom 13.12.2020)