Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/602

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Dasein gewöhnt, haben wir aus Furcht vor dem Tode, wäre er auch noch so ehrenvoll gewesen, selbst die grösste Schmach still ertragen und den Kränkungen der Unseren ruhig zugesehen. 182 Vor allem aber ziemt es sich jetzt, denen, die den Tyrannen aus dem Wege geräumt, und besonders dem Cassius Chaerea die höchste Anerkennung zu zollen. Denn er war es ja nächst den Göttern, dessen weise Überlegung und tapfere Hand uns die Freiheit gab. 183 Das dürfen wir nicht vergessen, sondern wie er zur Zeit der Tyrannei vor allen anderen den Entschluss, euch zu befreien, gefasst und sich zuerst allen Gefahren ausgesetzt hat, so müssen wir jetzt, da wir die Freiheit besitzen, ihm die schuldige Ehre erweisen, und zwar muss der Anstoss dazu von euch, ihr Senatoren, ausgehen. 184 Denn ehrenvoll ist es und freier Männer Pflicht, dem Retter Dank zu zollen. Hier steht der Held unter uns, ganz verschieden von Cassius und Brutus, den Mördern des Gajus Julius. Diese nämlich haben nur den Keim der Zwietracht und des Bürgerkrieges gesät, während er durch Beiseiteschaffung des Tyrannen den Staat mit einem Schlage von den Übeln befreite, welche die Tyrannei uns gebracht hat.“

(3.) 185 So sprach Sentius und erregte damit den Beifall der anwesenden Senatoren und Ritter. Nun sprang ein gewisser Trebellius Maximus auf und zog von Sentius’ Hand einen Ring, der einen Stein mit dem Bilde des Gajus einschloss. Diesen Ring hatte Sentius offenbar in dem Eifer, mit dem er die Rednerbühne bestieg, um seine Gedanken in Worte zu setzen, abzulegen vergessen. In diesem Augenblick zerbrach der Stein mit dem Bildnis. 186 Als nun endlich in tiefer Nacht die Verhandlungen ihr Ende erreichten, erbat sich Chaerea von den Konsuln die Losung, und es lautete dieselbe „Freiheit.“ Diese beiden Vorfälle setzten alle Anwesenden in Erstaunen, und fast niemand konnte sich das seltsame Zusammentreffen erklären. 187 Jetzt nämlich, hundert Jahre nachdem ihnen ihre Selbständigkeit genommen worden war, stand den Konsuln zuerst wieder die Ausgabe

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 602. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/602&oldid=- (Version vom 13.12.2020)