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aller, die den Germanen in die Hände gefallen wären. Denn so lange die Soldaten noch die Hoffnung hegten, dass Gajus am Leben bleibe, schreckten sie vor keiner Gewaltthat zurück, 150 da sie immer noch so viel Anhänglichkeit an ihn besassen, dass sie gern ihr Leben gelassen hätten, wenn sie ihn damit hätten retten und vor dem Untergang bewahren können. 151 Sobald sie aber über des Gajus Tod nicht mehr in Ungewissheit waren, legte sich ihre Wut sogleich, einesteils weil ihnen nun nichts mehr daran liegen konnte, Anhänglichkeit an jemand zu beweisen, der ihnen, da er tot war, dieselbe doch nicht mehr vergalt, andernteils weil sie fürchteten, bei weiterer Gewalttätigkeit vom Senat, falls dieser die höchste Obrigkeit bilden sollte, oder von dem neuen Caesar bestraft zu werden. 152 So liessen denn die Germanen, wenngleich ungern, von der Erbitterung ab, in welche sie der Mordanschlag gegen Gajus versetzt hatte.

(19.) 153 Mittlerweile war Chaerea in grosser Besorgnis, Minucianus möchte den wütenden Germanen in die Hände gefallen sein. Er wandte sich daher an jeden einzelnen Soldaten mit der eindringlichen Bitte, auf seine Schonung bedacht zu sein, erkundigte sich auch eingehend, ob er vielleicht schon umgekommen sei. 154 Daraufhin liess Clemens den Minucianus, der vor ihn geführt wurde, frei und gab damit ebenso wie viele andere Senatoren für die Rechtmässigkeit und Billigung des Geschehenen; sowie für den Edelmut derjenigen, die den gleichen Entschluss gefasst, ihn aber nicht hatten ausführen können, sein Zeugnis ab. 155 Ein Tyrann könne nämlich wohl an seiner willkürlichen Grausamkeit für kurze Zeit Vergnügen finden, wie Clemens erklärte, aber kein glückliches Lebensende haben, weil er infolge des Hasses aller Gutgesinnten schliesslich doch dem Schicksal verfalle, 156 welches den Gajus ereilt habe, der noch vor der Bildung jener Verschwörung sein eigener Feind geworden sei und durch nicht zu ertragende Beleidigungen wie auch durch seine Missachtung der Gesetze es selbst verschuldet habe, dass seine besten Freunde sich in seine bittersten Feinde

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 597. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/597&oldid=- (Version vom 13.12.2020)