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Augenblicke sei darauf Chaerea in Schrecken geraten und habe geglaubt, er sei von einem der Verschworenen verraten worden und werde nun festgenommen werden. Bald indessen habe er eingesehen, dass die Worte eine Aufmunterung bedeuteten, die entweder von einem seiner Mitverschworenen oder von der Gottheit, die alle menschlichen Verhältnisse durchschaut, ausgegangen sei. 62 Übrigens waren schon viele in den Plan eingeweiht, und sie alle, Senatoren, Ritter und Soldaten, waren bewaffnet zugegen. Gab es doch niemand, der die Ermordung des Gajus nicht für das grösste Glück gehalten hätte, 63 und so bemühte sich jeder, so viel an ihm lag, bei diesem Unternehmen an Eifer nicht zurückzustehen, vielmehr mit Wort und That das seinige zu der Wegräumung des Tyrannen beizutragen. 64 Selbst Callistus gehörte dazu, ein Freigelassener des Gajus, der zu hohem Einfluss gelangt war und beinahe dieselbe Macht wie der Caesar besass, weil er allseitig gefürchtet war und einen ungeheuren Reichtum sein eigen nannte. 65 Er hatte sich Ämter auf alle mögliche Weise erschlichen und schreckte vor keinem Unrecht zurück, sondern schaltete wider Recht und Gesetz ganz nach Willkür. Da er aber des Gajus unversöhnliches Gemüt, das niemals von dem einmal gefassten Entschlüsse abging, kannte und wohl wusste, dass er sowohl aus vielen anderen Ursachen, als besonders wegen seines ungeheuren Reichtums in steter Lebensgefahr schwebe, 66 schloss er sich an Claudius an in der Hoffnung, dass, wenn Gajus aus dem Wege geräumt sei und Claudius den Thron bestiegen habe, er dann auch bei diesem zu Ansehen kommen werde, besonders da er sich schon vorher durch treue Dienste ihm unentbehrlich gemacht habe. 67 Er wagte sogar zu behaupten, er habe von Gajus Befehl erhalten, den Claudius zu vergiften, dies aber auf mancherlei Weise hintertrieben. Ich glaube indes, dass diese Behauptung von Callistus nur erfunden war, um sich bei Claudius in Gunst zu setzen. 68 Denn Gajus hätte, wenn er den Claudius umbringen wollte, sich gewiss um des

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 584. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/584&oldid=- (Version vom 13.12.2020)