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ihm wohlbekannt war, dass ihnen nach jüdischen Vorschriften das Wohnen daselbst nicht gestattet war. Es waren nämlich behufs Erbauung von Tiberias viele dort befindliche Grabdenkmäler entfernt worden, und unser Gesetz erklärt die Bewohner solcher Orte für unrein auf die Dauer von sieben Tagen.

(4.) 39 Um diese Zeit starb auch der Partherkönig Phraates infolge der Nachstellungen, die ihm sein Sohn Phraatakes aus nachstehender Ursache bereitete. 40 Phraates, der schon rechtmässige Kinder hatte, lebte mit einer italischen Sklavin Namens Thermusa, die er nebst anderen Geschenken von Julius Caesar erhalten hatte, zuerst im Concubinate, bis er, von der Schönheit ihrer Gestalt gefesselt, sie nach einiger Zeit, da sie ihm schon den Phraatakes geboren hatte, zum Range einer Gattin erhob. 41 In dieser Stellung besass sie grossen Einfluss auf den König und nutzte denselben aus, um den parthischen Thron an ihren Sohn zu bringen. Doch sah sie bald ein, dass sie in dieser Hinsicht nichts ausrichten würde, wenn sie nicht die rechtmässigen Söhne des Phraates aus dem Wege räume. 42 Sie beredete daher ihren Gemahl, diese rechtmässigen Söhne nach Rom als Geiseln zu schicken, und da der König der Thermusa nicht leicht ein Begehren abschlug, wurden die Prinzen wirklich dorthin gebracht. Bald aber dauerte es dem Phraatakes, der nun allein für den Thron erzogen wurde, zu lange, auf das Ableben seines Vaters zu warten. Er trachtete daher dem Phraates nach dem Leben, und die Ausführung dieses Verbrechens gelang ihm auch mit Hilfe seiner Mutter, mit der er, wie es hiess, unerlaubten Umgang pflog. 43 Beide Schandthaten machten ihn indes allgemein verhasst, und so wurde er, bevor er eine besondere Macht erlangt hatte, von seinen aufrührerischen Unterthanen, welche die Blutschande für noch schmachvoller als den Vatermord hielten, aus seinem Reiche vertrieben und kam um. 44 Die Vornehmsten der Parther aber waren der einhelligen Meinung, dass das Reich ohne König, der jedoch aus

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 511. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/511&oldid=- (Version vom 13.12.2020)