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Unglücksfällen heimgesucht und zu Auswanderungen gezwungen worden; aber es komme doch in der Geschichte kein Beispiel einer Drangsal vor, die mit dem gegenwärtigen Elend, welches Herodes heraufbeschworen, verglichen werden könne. 311 Deshalb hätten sie auch zunächst mit gutem Grund den Archelaus freudig als König begrüsst, da sie überzeugt gewesen seien, es könne nicht leicht ein Nachfolger des Herodes, wer es auch sei, diesen an Härte übertreffen. Ja, sie hätten sogar dem Archelaus zulieb dessen Vater öffentlich betrauert, und sie würden noch mehr gethan haben, um sich sein Wohlwollen zu sichern, wenn sie ihn nur dadurch etwas milder hätten stimmen können. 312 Archelaus aber habe, gleich als ob er ängstlich gewesen sei, man möchte ihn nicht für den echten Sohn des Herodes halten, unverzüglich seine Gesinnung gegen das Volk dargelegt, und das zu einer Zeit, da er des Thrones noch gar nicht sicher gewesen sei, sondern es noch beim Caesar gestanden habe, ob er ihm denselben geben oder verweigern wolle. 313 Gleich zu Anfang seiner Regierung nämlich habe er seinen Unterthanen eine Probe seiner Mässigung und seines Gefühls für Recht und Billigkeit gegeben, indem er den Frevel gegen Gott und Menschen begangen habe, dreitausend seiner Landsleute im Tempel hinzumorden. Sei nun ihr Hass gegen Archelaus nicht vollkommen berechtigt, zumal noch der Umstand hinzu komme, dass er eine Anklage gegen sie erhoben habe, als ob sie sich seiner Herrschaft widersetzt hätten? 314 Mit einem Wort, ihre Forderung gehe dahin, dass sie von solcher Herrschaft befreit, der Provinz Syrien zugeteilt und einem römischen Landpfleger unterstellt würden. Auf diese Weise werde es sich zeigen, ob sie aufrührerisch und umstürzlerisch, oder aber unter einer gerechten Regierung ruhig und zufrieden seien.

(3.) 315 Sobald die Juden diese ihre Rede beendigt hatten, unternahm es Nikolaus, die Könige von den gegen sie erhobenen Beschuldigungen zu reinigen. Herodes, sagte er, sei bei seinen Lebzeiten niemals wegen irgend einer

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 494. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/494&oldid=- (Version vom 13.12.2020)