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Reiches zu sprechen, und begannen daher mit der Klage über die Ungerechtigkeiten des Herodes. Dem Namen nach, sagten sie, sei derselbe wohl König gewesen, in der That aber habe er die ärgste Tyrannei ausgeübt, vieles zum Verderben der Juden ersonnen und sich nicht gescheut, eine Menge willkürlich erdachter Neuerungen einzuführen. 305 Eine grosse Anzahl Menschen habe er, was in früheren Zeiten niemals geschehen sei, auf verschiedene Art aus dem Wege geräumt. Diejenigen aber, welche er am Leben gelassen, seien noch viel unglücklicher, einmal wegen der Angst, die sein blutdürstiges Wesen ihnen eingeflösst habe, dann aber auch wegen der beständigen Besorgnis, ihr Vermögen zu verlieren. 306 Die benachbarten, von Ausländern bewohnten Städte habe er verschönert, um die in seinem eigenen Reiche gelegenen durch Steuern zu erschöpfen und zu Grunde zu richten. 307 Das Volk, das bei seinem Regierungsantritt sich noch eines besonderen Wohlstandes erfreut habe, habe er völlig verarmen, die Vornehmen um der geringfügigsten Ursache willen töten und ihr Vermögen einziehen lassen, und diejenigen, denen er wenigstens noch das Leben geschenkt, seien von ihm um Hab und Gut gebracht worden. 308 Ausserdem, dass er die den einzelnen auferlegten jährlichen Abgaben aufs strengste eingetrieben habe, sei man auch noch genötigt gewesen, ihm selbst, seinen Verwandten und Freunden sowie den Steuereinnehmern reiche Geschenke zu geben, weil man sich der Plackereien nur mit Aufopferung von Silber und Gold habe erwehren können. 309 Nicht reden wolle man davon, wie er mit der grössten Schamlosigkeit Frauen und Jungfrauen geschändet habe, weil es den Geschändeten fast mehr zum Trost gereiche, dass die Misshandlungen verborgen blieben, als dass sie nicht geschehen sein möchten. Kurz, sie seien von Herodes so misshandelt worden, dass ein wildes Tier ihnen wohl keine schlimmeren Unbilden hätte anthun können, wenn es zur Herrschaft über sie gelangt wäre. 310 Zwar sei ihr Volk auch schon früher von schweren

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 493. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/493&oldid=- (Version vom 13.12.2020)