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liess der König sie ins Theater kommen und begann hier vom Bette aus, da er schon nicht mehr stehen konnte, herzuzählen, wie viele Strapazen er um des Volkes willen erduldet, 162 mit wie grossen eigenen Kosten er den Tempel erbaut, was den Asamonäern während ihrer hundertfünfundzwanzigjährigen Regierungszeit nicht möglich gewesen sei, und wie er den Tempel mit prachtvollen Weihgeschenken geschmückt habe, wofür er noch nach seinem Tode Lob und Dank zu ernten hoffe. 163 Jetzt aber, rief er mit erhobener Stimme, könne er nicht einmal bei Lebzeiten sich der Beleidigungen erwehren, da man am hellen Tage seine Weihgeschenke herunterzureissen und zu zerstören sich erkühne. Richte sich diese Beleidigung auch anscheinend nur gegen seine Person, so sei sie doch in Wirklichkeit, wenn man sie beim rechten Namen nennen wolle, eine Tempelschändung.

(4.) 164 Da nun die Vornehmen bei der bekannten Grausamkeit und dem Jähzorn des Königs befürchten mussten, es möchte auch ihnen schlecht ergehen, missbilligten sie die That aufs schärfste und stimmten für strenge Bestrafung der Schuldigen. 165 Trotzdem verfuhr Herodes ziemlich gelinde, entsetzte aber den Hohepriester Matthias als den teilweisen Urheber des Vorfalles seines Amtes und übertrug dasselbe an Jozar, den Schwager des Matthias. 166 Unter dem Hohepriestertum des Matthias geschah es übrigens, dass für einen Tag, den Fasttag der Juden, ein anderer Hohepriester ernannt werden musste, und zwar um folgender Ursache willen. In der dem Fasttage voraufgehenden Nacht träumte Matthias, er wohne seinem Weibe bei, und da er deswegen kein Opfer darbringen konnte, übernahm sein Verwandter Joseph, der Sohn des Ellem, für ihn den Dienst. 167 Diesen Matthias also entsetzte Herodes seines Amtes, den anderen Matthias aber, der den Aufruhr angestiftet hatte, liess er mit einigen seiner Genossen lebendig verbrennen. In derselben Nacht fand eine Mondfinsternis statt.

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 466. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/466&oldid=- (Version vom 13.12.2020)