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als sie zugleich Lehrer der Jugend waren. Jeder, der nach wahrer Vollkommenheit strebte, ging in ihrem Hause ein und aus. 150 Als diese beiden Männer erfuhren, des Königs Krankheit sei unheilbar, forderten sie die jungen Leute auf, alles, was der König dem väterlichen Gesetze zuwider eingeführt hatte, wieder abzuschaffen und den Lohn des heiligen Kampfes, den sie vorhätten, in der Befolgung der Gesetze zu suchen. Denn nur deswegen, sagten sie, weil der König in frevelhaftem Wagemut das Gesetz missachtet, habe ihn ausser vielem anderen ungewöhnlichen Missgeschick auch diese Krankheit heimgesucht. 151 Herodes hatte nun allerdings in mancher Beziehung das Gesetz übertreten, sodass Judas und Matthias mit ihrer Beschuldigung nicht im Unrecht waren. Er hatte nämlich über dem grössten Thore des Tempels einen gewaltigen und kostbaren goldenen Adler anbringen lassen. Nun verbietet aber das Gesetz allen denen, die nach ihm ihr Leben einrichten wollen, an die Errichtung von Bildwerken auch nur zu denken oder irgend welche lebenden Wesen in Weihgeschenken darzustellen. 152[WS 1] Die erwähnten Gesetzeslehrer erklärten daher, der Adler müsse entfernt werden, und wenn auch manchen dabei der Tod ereilen würde, so müssten doch Männer, die für den Schutz der väterlichen Gesetze in den Tod gingen, das für viel schöner halten als alle Freuden des Lebens, weil sie sich dadurch ewigen Nachruhm erwürben und für alle Zeiten ein ehrenvolles Andenken sicherten. 153 Der Tod sei ja doch allen, auch denen, die ein gefahrloses Leben führten, bestimmt, und so müsse jeder, der nach wahrer Tugend strebe, darauf bedacht sein, rühmlich von hinnen zu scheiden. 154 Zudem liege ein grosser Trost darin, bei gefahrvollen Unternehmungen sein Leben zu lassen, weil dann auch die gesamten Verwandten, Männer wie Frauen, an dem Ruhm ihren Anteil hätten.

(3.) 155 Mit solchen Reden reizten die Gesetzeslehrer die Jugend auf. Plötzlich verbreitete sich die Kunde, der König sei gestorben. Das kam den Aufwieglern nur

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Die Übersetzung ist in diesem Paragraph gekürzt.
Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 464. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/464&oldid=- (Version vom 13.12.2020)