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wolltest, um desto verwegener und thatkräftiger gegen den Vater vorgehen zu können, wie das jetzt klar zu Tage liegt. 111 Auch hast du deine Brüder auf Grund der von dir erhobenen Beschuldigungen aus dem Wege geräumt, ohne Mitwisser und Helfer anzugeben, sodass die allgemeine Überzeugung dahin geht, du habest vor der Anklage dich mit ihnen ins Einvernehmen gesetzt, 112 um die Früchte des Vatermordes allein zu geniessen, aus beiden Verbrechen aber doppelte, deines Charakters würdige Lust zu ziehen. In der Öffentlichkeit hast du den Schein erweckt, als hättest du mit der Hinrichtung deiner Brüder eine herrliche That vollbracht, und bist deshalb auch, wie billig, gerühmt worden. 113 Hast du den Ruhm aber nicht verdient, so bist du noch schlechter als sie und hast sie, während du selbst insgeheim deinem Vater nach dem Leben trachtetest, nicht als Feinde ihres Vaters (denn dann hättest du nicht desselben Verbrechens dich schuldig gemacht), sondern als bevorzugtere Thronerben gehasst. 114 Und noch obendrein hast du deinen Vater umbringen wollen, um nicht der Verleumdung deiner Brüder überführt zu werden und den Tod, den du selbst verdientest, über deinen unglücklichen Vater zu bringen. So wolltest du allerdings keinen gewöhnlichen Vatermord begehen, sondern einen solchen, wie er seit Menschengedenken nicht erhört worden ist. 115 Denn du hast nicht bloss als Sohn deinem Vater nach dem Leben getrachtet, sondern du hast auch dem nachgestellt, der dich mit liebevoller Fürsorge umgeben, dich zum Mitregenten und Nachfolger ernannt, dir alle Ehren der königlichen Würde schon jetzt zuerkannt und durch seinen schriftlich aufgesetzten Willen deine Hoffnungen auf die Zukunft gesichert hat. 116 Auch hast du nicht des Herodes Güte, sondern nur deiner eigenen Verkehrtheit Rechnung getragen, als du deinem Vater, der so nachsichtig gegen dich war, auch noch seinen Anteil an der Herrschaft entreissen wolltest und, während du dich als sein Retter aufspieltest, in Wirklichkeit auf seinen Tod bedacht warst. 117 Ja, du begnügtest dich nicht damit,

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 457. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/457&oldid=- (Version vom 13.12.2020)