Dann nahm er die rüstigsten und vertrautesten seiner Krieger mit sich in die Festung, liess hier, wo Getreide, Wasser und alle übrigen Lebensmittel reichlich vorhanden waren, die Weiber und deren Begleitung, im ganzen gegen achthundert Personen, zurück und brach selbst nach Petra in Arabien auf. 363 Unterdessen hatten die Parther bei Tagesanbruch in Jerusalem alles geplündert, auch die Königsburg, und nur des Hyrkanus Schatz, der sich auf dreihundert Talente belief, unberührt gelassen. 364 Von des Herodes Besitztum war ihnen indes manches entgangen, besonders da er aus Vorsicht schon früher vieles nach Idumaea hatte schaffen lassen. Doch genügte den Parthern Jerusalem allein zur Plünderung noch nicht, sondern sie zogen auch in der Umgegend umher, hausten hier schrecklich und zerstörten die mächtige Stadt Marissa.
(10.) 365 Als Antigonus auf diese Weise durch den Partherkönig zur Herrschaft von Judaea gelangt war, wurden ihm Hyrkanus und Phasaël gefangen ausgeliefert. Nun war er aber in grosser Besorgnis, weil die Frauen entflohen waren, die er zugleich mit dem Gelde den Feinden zu übergeben versprochen hatte. 366 Und da er weiterhin fürchtete, das Volk möchte den Hyrkanus, der von den Parthern bewacht wurde, wieder auf den Thron setzen wollen, liess er diesem die Ohren abschneiden, damit er als Verstümmelter die hohepriesterliche Würde nicht mehr bekleiden könne, zu der das Gesetz nur Fehlerfreie zulässt. 367 Phasaël seinerseits bewies einen bewunderungswürdigen Heldenmut, da er bei der Nachricht, dass er hingerichtet werden solle, vor dem Tode nicht die geringste Furcht zeigte, sondern es nur für schimpflich und beklagenswert hielt, dass er von seinen Feinden so ums Leben gebracht werde. Weil er nun der Fesseln wegen nicht selbst Hand an sich legen konnte, zerschmetterte er sich den Kopf an einem Felsblock und brachte sich auf diese in seiner verzweifelten Lage ehrenvollste Art ums Leben, da er den Feinden die Möglichkeit benahm, ihn nach ihrem Belieben
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/267&oldid=- (Version vom 12.12.2020)