seine Mutter, dann aber auch, weil er besorgte, dass bei dem dadurch verursachten Aufenthalt die Feinde ihn einholen würden. 357 Er hatte schon sein Schwert gezückt und wollte sich mit demselben durchbohren, als die Umstehenden ihn daran hinderten und ihm vorstellten, er dürfe sie doch nicht den Händen der Feinde überantworten. Das sei kein Benehmen eines wahrhaft tapferen Mannes, sich selbst der Gefahr zu entziehen und seine Freunde in derselben zu lassen. 358 So wurde er teils durch diese Vorstellungen, teils durch die Menge derer, die sein Vorhaben verhinderten, genötigt, vom Selbstmorde abzustehen, und da seine Mutter unterdessen wieder zu sich gekommen und, so gut es bei ihrer bedenklichen Lage geschehen konnte, erquickt war, setzte er den eingeschlagenen Weg fort und eilte auf die Festung Masada zu. Freilich war er oft genötigt, gegen einzelne Abteilungen der Parther, die ihn verfolgten und angriffen, Front zu machen, wobei er indes stets siegreich blieb.
(9.) 359 Aber vor den Juden selbst war er auf seiner Flucht nicht einmal sicher, da dieselben ihn sechzig Stadien von der Stadt entfernt angriffen. 360 Trotz seiner bedrängten und verzweifelten Lage jedoch schlug er sie in die Flucht, gerade als wenn er wohlgerüstet und mit starker Truppenmacht ins Feld gezogen wäre. Später, als er König geworden war, baute er an derselben Stelle, wo er die Juden geschlagen hatte, einen prachtvollen Palast und gründete eine Stadt dabei, welche er Herodias nannte. 361 Als er nun bis zur idumaeischen Stadt Thresa gelangt war, kam ihm sein Bruder Joseph entgegen, um mit ihm zu überlegen, was zu thun sei. Denn Herodes hatte ausser den Söldnern noch eine grosse Schar im Gefolge, wogegen die Festung Masada, die ihnen Aufnahme gewähren sollte, viel zu klein war. Herodes aber wusste sich zu helfen. 362 Er entliess nämlich den grössten Teil seiner Leute, über neuntausend Mann, mit Proviant und der Weisung, sich in Idumaea zu zerstreuen und zu sehen, wie sie zurecht kämen.
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 266. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/266&oldid=- (Version vom 12.12.2020)