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Krankheit zu. Als dieselbe sich sehr verlängerte und ihm immer grössere Qualen verursachte, sah er ein, dass er sterben müsse. Er berief daher seine Freunde zusammen, teilte ihnen mit, dass seine Krankheit ihnen schweres Leid bringen werde, und gestand ihnen, dass er seine schrecklichen Leiden nur der von ihm verübten Misshandlung der Juden, der Beraubung des Tempels und der Verachtung Gottes zuzuschreiben habe. Alsdann gab er den Geist auf. 358 Man muss sich nun billig über den Polybius von Megalopolis verwundern, der, obgleich er ein ehrenwerter Geschichtschreiber ist, erzählt, Antiochus sei gestorben, weil er den Artemistempel in Persien habe plündern wollen. Es ist aber doch klar, dass etwas, was man nur beabsichtigt, jedoch nicht zur Ausführung gebracht hat, keine Strafe verdienen kann. 359 Will also Polybius darin die Ursache von Antiochus’ Tod finden, so ist es doch viel wahrscheinlicher, dass der König wegen der Beraubung unseres Tempels hat sterben müssen. Doch ich mag über diese Sache nicht mit denen streiten, welche die Ansicht des Megalopoliters der meinigen vorziehen.

(2.) 360 Ehe Antiochus verschied, hatte er den Philippus, einen seiner Vertrauten, zu sich rufen lassen und ihn als Reichsverweser eingesetzt. Ihm hatte er auch das Diadem, den Königsmantel und seinen Siegelring übergeben und ihm aufgetragen, das alles seinem Sohne auszuhändigen, für dessen Erziehung zu sorgen und ihm die Herrschaft zu sichern. 361 Antiochus starb im hundertneunundvierzigsten Jahre seleukidischer Zeitrechnung. Lysias machte dem Volke von seinem Tode Mitteilung, rief seinen Sohn Antiochus, dessen Erziehung er leitete, zum Könige aus und gab diesem den Beinamen Eupator.

(3.) 362 Um diese Zeit fügten die Besatzung der Burg zu Jerusalem und die jüdischen Überläufer den Juden viel Ungemach zu. Kam nämlich jemand in den Tempel, um zu opfern, so machten ihn die Soldaten nieder: denn die Burg beherrschte den Tempel. 363 Diesem Unwesen

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/115&oldid=- (Version vom 12.12.2020)