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gehofft hatte, der Knabe sei vielleicht irgendwohin gefangen weggeführt worden, gab nun diesen Gedanken auf, hielt das Kleid für ein sicheres Zeichen seines Todes (denn er erkannte, dass es dasselbe sei, in welchem er den Joseph zu seinen Brüdern geschickt hatte) und betrauerte ihn, als wenn er wirklich umgekommen sei. 38 Und er stellte sich so an, als ob er sein einziger Sohn gewesen sei, und wollte von dem Troste der anderen Söhne nichts wissen. Denn er war überzeugt, dass Joseph, noch ehe er mit seinen Brüdern gesprochen, von wilden Tieren zerrissen worden sei. So sass er da, mit einem Sacke bekleidet und von Schmerz gebeugt, verschmähte den Trost seiner Söhne und liess selbst aus Erschöpfung von der Trauer nicht ab.

Viertes Kapitel.
Josephs ausgezeichnete Selbstbeherrschung.

(1.) 39 Den Joseph kaufte von den Händlern ein Aegyptier Petephres,[1] der Küchenmeister des Königs Pharao, und hielt ihn hoch in Ehren. Denn er liess ihn in den freien Künsten unterrichten, gab ihm bessere Nahrung, als bei Dienern üblich war, und machte ihn zum Vorsteher seines Hauses. 40 Joseph nahm das alles an, ohne von seiner gewohnten Tugend abzuweichen; vielmehr bewies er, dass Klugheit, die grössten Schwierigkeiten des Lebens überwinden könne, wofern sie nur rein und unbefleckt und nicht bloss den augenblicklichen günstigen Verhältnissen angepasst sei.

(2.) 41 Es war nämlich seines Herrn Weib wegen seiner Schönheit und Geschicklichkeit von Liebe zu ihm entbrannt, und sie glaubte, sie werde, wenn sie ihm dies mitteile, ihn leicht zu sündigem Umgang verlocken können, ja er werde es als ein Glück betrachten, dass seine Herrin solches von ihm verlange; 42 denn sie dachte

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/78&oldid=- (Version vom 4.8.2020)
  1. Potiphar.