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Es schien ihm nämlich, als ob die Sonne mit dem Monde und den übrigen Gestirnen auf die Erde herabstiege und ihn anbete. 14 Diesen Traum erzählte er dem Vater in Gegenwart seiner Brüder, ohne etwas Böses zu ahnen, und bat ihn, ihm denselben auszulegen. 15 Jakob aber freute sich über den Traum, da er in ihm eine Vorherverkündigung der Zukunft seines Sohnes erkannte, und frohlockte über die ihm in Aussicht gestellte Macht. Dann erklärte er den glückverheissenden Traum dahin, dass nach Gottes Fügung eine Zeit kommen werde, da Joseph bei seinen Eltern und Brüdern in höchster Verehrung stehen werde. 16 Der Mond und die Sonne bedeuteten Vater und Mutter, weil der Mond allem Erschaffenen Wachstum und Nahrung, die Sonne aber Gestalt und Kraft verleihe. Die Sterne bedeuteten seine Brüder, weil auch sie wie die Sterne elf an der Zahl seien und von den Eltern, wie die Sterne von Sonne und Mond, ihre Kraft erhielten.

(4.) 17 So deutete Jakob den Traum nicht ohne feinen Witz, die Brüder aber waren über ihn nichts weniger als erfreut. Und sie wurden sehr gereizt gegen Joseph, gleich als sei es ein Fremdling, dem das im Traume verkündete Glück erblühen werde, und nicht ihr eigener Bruder, mit dem sie doch wahrscheinlich all das Gute zusammen geniessen würden, wie sie auch von gleicher Abkunft mit ihm waren. 18 Deshalb beschlossen sie, ihn zu töten. Und als sie diesen Entschluss gefasst hatten, geschah es, dass sie nach beendigter Ernte nach Sikim zogen, wo es fette und bequeme Weideplätze giebt, und hier ihre Herden hüteten, ohne dass sie dem Vater davon Mitteilung gemacht hätten. 19 Da nun der Vater keine Kenntnis von ihrem Verbleib hatte, und auch keiner von den Hirten zu ihm kam, der ihm etwas Sicheres von ihnen hätte melden können, wurde er sehr betrübt und sandte bekümmerten Herzens den Joseph zu den Herden, damit er sich nach seinen Brüdern erkundige und ihm Nachricht über sie bringe.

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/74&oldid=- (Version vom 4.8.2020)