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188 und es waren unter ihnen aus dem Geschlechte des Sedekias besonders vier überaus wohlgestaltete und reichbegabte Jünglinge mit Namen Daniel, Ananias, Misaël und Azarias. Der Babylonier aber änderte ihre Namen um 189 und nannte den Daniel Baltasar, den Ananias Sedraches, den Misaël Misaches und den Azarias Abdenago. Wegen ihrer ausgezeichneten geistigen Befähigung, ihrer fleissigen Studien und ihrer Fortschritte in den Wissenschaften hielt der König sie in hohen Ehren und liebte sie sehr.

(2.) 190 Dem Daniel erschien es nun gut, mit seinen Freunden eine härtere Lebensweise zu führen und sich vom königlichen Tische fernzuhalten, wie auch alle tierische Kost zu verschmähen. Er begab sich daher zu Aschanes, einem Verschnittenen, der mit ihrer Versorgung betraut war, und begehrte von ihm, er solle die für sie von der königlichen Tafel bestimmten Speisen für sich behalten, ihnen aber nur Hülsenfrüchte und Datteln oder andere Pflanzenkost verabfolgen. Denn nur nach solcher Nahrung stehe ihr Verlangen, während sie die andere verschmähten. 191 Der Verschnittene erklärte sich hierzu bereit, doch drückte er seine Besorgnis darüber aus, der König möchte, wenn ihm ihre Magerkeit und ihr verändertes Wesen auffalle, da sich notwendigerweise ihre Körperhaltung und ihre Gesichtsfarbe namentlich im Vergleich mit den anderen gut genährten Knaben als verändert herausstellen müsse, ihn deshalb zur Verantwortung und Strafe ziehen. 192 Als sie nun den Aschanes in so grosser Furcht schweben sahen, beredeten sie ihn, er möge ihnen zehn Tage zur Probe die gewünschte Nahrung verabfolgen, und wenn dann ihr Aussehen sich nicht verschlechtere, solle er ihnen dieselbe Speise weiterhin reichen; sehe er sie hingegen abmagern oder sonst hinter den anderen zurückstehen, so könne er ja zu der früheren Kost zurückkehren. 193 Da aber infolge der einfacheren Nahrung ihr Körper nicht nur nicht abmagerte, sondern sogar gesunder und fetter erschien, konnte man glauben, sie lebten üppig und

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 631. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/630&oldid=- (Version vom 12.12.2020)