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Flüchtlinge mit grosser Menschenfreundlichkeit aufgenommen und ihnen gegen Entrichtung eines Tributes für den Babylonier Ackerland zum Bebauen angewiesen, strömten auch von ihnen viele zu Godolias und beackerten das Land. 164 Joannes und die übrigen Führer aber, die des Godolias friedliche Regierung sowie seine Güte und Menschenfreundlichkeit sahen, liebten ihn sehr und teilten ihm deshalb mit, Baalis, der Ammaniterkönig, wolle den Ismaël senden, um ihn heimlich und mit List aus dem Wege zu räumen, diesen selbst aber zum Herrscher über die Israëliten machen, da er aus königlichem Geschlecht stamme. 165 Diesen Nachstellungen könne Godolias entgehen, wenn er ihnen gestatte, den Ismaël insgeheim zu töten. Denn sie fürchteten, dass, wenn es Ismaël gelänge, ihn umzubringen, die Reste des israëlitischen Volkes völlig zu Grunde gehen würden. 166 Godolias aber entgegnete ihnen, er könne nicht daran glauben, dass ein Mensch, den er mit Wohlthaten überhäuft habe, solche Nachstellungen gegen ihn plane. Es sei nicht möglich, dass jemand, der in seiner Notlage von ihm alle mögliche Unterstützung erhalten habe, so undankbar gegen seinen Wohlthäter handle und ihm nach dem Leben trachte, während er es sich schon zur Sünde anrechnen würde, den Ismaël vor Anschlägen, die andere gegen ihn beabsichtigten, nicht behütet zu haben. 167 Aber wenn auch ihre Vermutungen begründet wären, so wolle er doch lieber von Ismaëls Hand getötet werden, als einen Menschen umbringen, der zu ihm seine Zuflucht genommen und sein Heil gewissermassen ihm als Verwalter desselben anvertraut habe.

(4.) 168 Als nun Joannes und die übrigen Führer den Godolias nicht zu überreden vermochten, gingen sie weg. Dreissig Tage darauf kam Ismaël mit noch zehn anderen Männern nach Masphath zu Godolias, der sie glänzend bewirtete, bei dem Mahle aber betrunken wurde. 169 Als nun Ismaël bemerkte, dass der Weinrausch den Gastgeber unbeholfen und schläfrig gemacht hatte,

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 627. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/626&oldid=- (Version vom 12.12.2020)