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auf Wahrheit beruhten, nur zu seinem, des Königs, Nutzen gesprochen seien. Aber seine Freunde brachten ihn wieder auf andere Gedanken, indem sie die Worte des Sehers in ihrem Sinne auslegten. 106 Auch Jezekiel weissagte zu Babylon das dem Volke drohende Unglück, schrieb seine Verkündigungen auf und sandte sie nach Jerusalem. Sedekias aber glaubte nun keinem der beiden Propheten mehr, und zwar aus folgender Ursache. Die Seher stimmten wohl darin überein, dass die Stadt erobert und Sedekias gefangen werden würde. Jezekiel aber prophezeite dann weiter, Sedekias werde Babylon nicht sehen, während Jeremias behauptete, der Babylonierkönig werde ihn gefesselt dorthin schleppen. 107 Weil sie nun in letzterem Punkte nicht übereinstimmten, wollte er auch das übrige, das in den Prophezeiungen der beiden Seher gleichlautete, nicht für wahr halten und misstraute ihnen daher. Gleichwohl ging alles in Erfüllung, was sie vorhergesagt hatten, wie ich an anderer Stelle darthun werde.

(3.) 108 Nachdem Sedekias das Bündnis mit den Babyloniern acht Jahre lang gehalten hatte, fiel er von ihnen ab und schloss sich an die Aegyptier an in der Hoffnung, gemeinsam mit ihnen die Babylonier ausrotten zu können. 109 Sobald dies der König der Babylonier erfuhr, zog er gegen ihn zu Felde, verwüstete sein Land, nahm die festen Plätze ein und schickte sich an, Jerusalem selbst zu belagern. 110 Als nun der Aegyptier hörte, in welcher schlimmen Lage sein Bundesgenosse Sedekias sei, eilte er mit einem grossen Heere nach Judaea, um Jerusalem zu entsetzen. Daraufhin liess der Babylonier von Jerusalem ab, zog gegen die Aegyptier und lieferte ihnen eine Schlacht, trieb sie in die Flucht und verjagte sie aus ganz Syrien. 111 Sobald nun der Babylonierkönig von Jerusalem weggezogen war, bemühten sich die falschen Seher, den Sedekias zu bethören, indem sie ihm verkündeten, der Babylonier werde weder von neuem ihn und sein Volk bekriegen, noch sie aus ihrem Lande nach Babylon wegführen.

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 617. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/616&oldid=- (Version vom 12.12.2020)