Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/613

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Jeremias hatte das Volk Tag für Tag ermahnt, sich nicht mit trügerischen Hoffnungen auf die Aegyptier abzugeben; die Stadt werde jedenfalls von dem Könige der Babylonier zerstört werden, und der König Joakim in seine Gewalt geraten. 90 Seine Worte aber erzielten keine Wirkung, weil niemand gerettet werden sollte. Und Volk wie Vornehme, weit entfernt, sich um seine Weissagung zu kümmern, wurden vielmehr unwillig darüber und beschuldigten den Seher, er prophezeie nur Unheil, zogen ihn vor Gericht und forderten seine Bestrafung. 91 Die meisten Richter waren derselben auch nicht abgeneigt, und nur die ältesten unter ihnen sprachen ihn frei, da sie verständigen Sinnes waren, und entliessen ihn aus dem Gerichtssaale, veranlassten auch, dass ihm nichts Böses zugefügt wurde. 92 Sie wiesen nämlich darauf hin, dass Jeremias ja nicht der einzige sei, der der Stadt ein solches Schicksal vorhersage. Michaeas vielmehr und viele andere vor ihm hätten schon dasselbe prophezeit, und doch hätten die damaligen Könige den Sehern dafür nichts Böses zugefügt, sondern alle Ehre erwiesen, die ihnen als Propheten zugestanden habe. 93 Es gelang ihnen auch, mit diesen Worten das Volk zu besänftigen, sodass es den Jeremias von der ihm zugedachten Strafe lossprach. Dieser schrieb nun alle seine Weissagungen auf und las das Buch im neunten Monate des fünften Jahres der Regierung Joakims dem Volke vor, als es fastete und im Tempel versammelt war. In dem Buche aber waren alle Schicksale, die der Stadt, dem Tempel und dem Volke bevorstanden, enthalten. 94 Als die Vornehmen das hörten, liessen sie ihm das Buch abnehmen und befahlen ihm und seinem Schreiber Baruch, sich zu entfernen und ihren Aufenthaltsort nicht bekannt zu machen. Das Buch aber brachten sie dem Könige. Dieser gebot in Gegenwart seiner Freunde dem Schreiber, das Buch zu nehmen und es vorzulesen. 95 Als er aber hörte, was darin geschrieben stand, geriet er in Zorn, zerriss das Buch und warf es ins Feuer. Zugleich befahl er,

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 614. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/613&oldid=- (Version vom 12.12.2020)